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Politik & Gesellschaft

Familiär vereint

Seit einem Jahr engagiert für Schwule mit Handicap: „We are one Family“ Gratulation!

Matthias Schumacher war „Mr. Fetish Biker 2008“. Als er 2009 beim Berliner Ostertreffen seinen Titel weitergab, hatte er eine gute Idee: Er gründete „We are one family“. Der Verein setzt sich für das Miteinander von behinderten und nicht behinderten Schwulen ein und klärt über HIV auf. Zum Einjährigen zieht Matthias Bilanz.  

Matthias, kannst du uns erst mal erklären, was ihr genau macht?   

Wir sind 10 mehr oder weniger feste Mitglieder, die sich um die Integration von Behinderten, Gehörlosen und Blinden in die schwule Szene bemühen.  

Wie sieht das konkret aus?  

Wir haben im letzten Jahr zum Beispiel Gebärdensprachdolmetscher für Dutzende von Veranstaltungen gestellt. Wir halten Reden und Vorträge aus Behindertensicht und über das Leben als Behinderter in der Szene, gucken uns Szene-Orte daraufhin an, wie behindertengerecht sie gestaltet sind, versuchen Aufklärung zu betreiben. Aber oft ist’s ganz praktisch: Letzte Woche haben wir dem Café PositHiv in Berlin einen Satz Speisekarten in Blindenschrift übergeben. Welches Café hat sowas schon?   

Warum hast du „We are one Family“ gegründet?  

Ich habe in Halle eine Ausbildung zum Krankenpfleger gemacht und habe schon dort immer mit Behinderten gelebt und war viel in Behindertenheimen. Und ich habe schon damals immer darauf hingewiesen, dass die auch ein Sexleben haben, ausgehen und dabei Spaß haben wollen. Und darauf, dass die schwule Szene darauf nicht besonders gut vorbereitet ist. Auch viele HIV-Positive sind ja körperlich eingeschränkt und können deswegen nicht überall hin. Das muss sich ändern. Deswegen der Verein. Ich bekam auch sofort breite Unterstützung von den anderen Gay Mistern in Deutschland, den Schwestern der Perpetuellen Indulgenz, vom Berliner Senat und einer ganzen Reihe anderer Organisationen.   

Ihr habt euer Einjähriges jetzt wieder beim traditionellen Ostergulasch des Ordens der Schwestern der Perpetuellen Indulgenz im Cafe PositHiv gefeiert.   

Ja, die Schwestern waren die ersten, die uns noch auf dem Berliner Straßenfest letztes Jahr gesegnet und unsere Aktion dort unterstützt haben. Wir haben 99 Luftballons steigen lassen, um auf „We are one family“ aufmerksam zu machen.   

IWWIT-Chef Matthias Kuske beim Jubiläum

Warum sieht euer Logo so aus, wie es aussieht?

Mir war es wichtig, wirklich zu verdeutlichen, dass Rollstuhlfahrer, Menschen mit HIV, Sehbehinderte, Blinde und Gehörlose alle Teil der Szene sind – dass wir wirklich alle eine Familie sind, deren Mitglieder sich umeinander kümmern müssen. Und deswegen tauchen die auch alle im Logo auf.   

Das aktuelle Rollenmodell von ICH WEISS WAS ICH TU ist Corrie, ein Rollstuhlfahrer aus Köln. Wie findest du ihn und seine Geschichte?  

Super! Corrie rockt, beansprucht seinen Platz in der Szene und ist ganz selbstverständlich, auch im Umgang mit seiner Sexualität. Was der Sache nur gut tun kann.   

(Interview: Paul Schulz)