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Politik & Gesellschaft

Malawi-Urteil: UNO befürchtet „desaströse Effekte“

Internationale Proteste von der EU über die USA bis Madonna: Das Urteil schadet der HIV/Aids-Prävention.

Die UNO-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, warnt vor Rückschritten im Kampf gegen HIV und Aids in Afrika. Weltweite Proteste gegen das  schwulenfeindliche Urteil von der EU bis Madonna.

UNO-Hochkommissarin Navi Pillay

Die Verurteilung eines schwulen Paares in Malawi zu 14 Jahren Haft und Zwangsarbeit könnte schwere Auswirkungen auf die HIV-Prävention in Afrika haben. Die UNO-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay, sagte am Freitag Medienvertretern, sie befürchte „desaströse Effekte“: Das Urteil gegen Tiwonge Chimbalanga und Steven Monjezaam würde dazu führen, dass ein Großteil des homosexuellen Lebens der Region wieder komplett in den Untergrund verbannt würde. Es werde so wieder unmöglich sein, die Betroffenen mit Präventionsmaßnahmen anzusprechen oder Infizierte zu betreuen. Mühsam erreichte Fortschritte in Malawis Kampf gegen die Ausbreitung des Virus würden so torpediert.

„Ich bin geschockt und empört über die Verurteilung und die Behandlung die Steven Monjeza und Tiwonge Chimbalanga in der Haft erfahren haben. Der Schutz von Menschen gegen Diskriminierung ist ein Hauptanliegen der internationalen Menschenrechte. Warum sollten Homosexuelle davon ausgeschlossen sein?“, sagte die Südafrikanerin Pillay.

Damit reiht sich die UNO in die weltweiten Proteste gegen das Urteil ein. Zuvor hatten bereits unter anderem die EU, der Präsident der USA, die britische Regierung und Madonna gegen das Urteil protestiert. Die Sängerin, die zwei Kinder aus Malawi adoptiert hat, veröffentlichte eine Petition auf ihrer Website. Seit Freitag unterschrieben Zehntausende.

Alan Smith, der Leiter der von Desmond Tutu und Bill Clinton unterstützten britischen STOP-AIDS-Campaign, veröffentlichte in der heutigen Ausgabe der englischen Tageszeitung „The Guardian“ ein Statement:

„Der Schutz der Menschenrechte ist die Grundlage für eine gleichberechtigte und faire Entwicklung. Er muss ein selbstverständlicher Teil des Kampfes gegen die Ausbreitung von HIV und Aids in Afrika sein. Die Augen der Welt ruhen fragend auf der Regierung Malawis. Wir haben den obersten Gerichtshof Malawis schriftlich aufgefordert, den Willen ihrer Regierung zum Ausdruck zu bringen, die Menschenrechtscharta zu achten, und sich so an einer wirksamen Antwort auf HIV zu beteiligen. Dafür müssen die beiden Männer freilgelassen und Gesetze abgeschafft werden, die den Menschenrechten entgegenstehen. Wir fordern dazu auf, Homophobie in Malawi zu bekämpfen, und einen offenen und ehrlichen Dialog darüber zu beginnen, welchen Einfluss die Diskriminierung von ganzen Bevölkerungsgruppen auf die afrikanische Arbeit gegen Aids hat. Zu diesen Gruppen gehören Männer, die Sex mit Männern haben, ebenso wie Drogengebraucher oder Sexworker.“

(Paul Schulz)