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Politik & Gesellschaft

Bilder, die auch Putin sehen wird

„To Russia With Love“ wird ein weiteres deutliches Signal nach Russland schicken, dass die verfolgten und schikanierten Lesben und Schwulen dort nicht alleine sind. Ein Interview mit den Organisatoren der Aktion.

Gleich in mehreren deutschen Städten wird am Sonntag gegen Putin geknutscht.
Gleich in mehreren deutschen Städten wird am Sonntag gegen Putin geknutscht.

Am kommenden Sonntag (8. September) geht der Protest gegen Putins Homosexuellen-Hatz in die nächste Runde. Nach der erfolgreichen „Enough is Enough“-Demo heißt es nun „To Russia With Love“. Der Global Kiss-In wird in vielen Städten weltweit jeweils um 15 Uhr begangen. Wir sprachen mit den beiden Erfindern und Organisatoren der Veranstaltung. Interview Tim Schomann.

Stimmt es, dass ihr beiden – unabhängig voneinander – die gleiche Idee für einen Kiss-In vor russischen Botschaften hattet?

Norbert: Ja, das ist richtig. Wir planten beide Kiss-Inns. Allerdings an unterschiedlichen Tagen. Irgendwann sprach mich Drag Queen Gloria Viagra an, ob das denn nun die gleiche Veranstaltung sei. Ich habe dann Florian auf Facebook angesprochen und ab da haben wir die Veranstaltungen zusammengelegt und gemeinsam geplant.

Der Kiss-In soll ja nicht nur in Berlin stattfinden. Sondern vor ganz vielen russischen Botschaften und Konsulaten auf der ganzen Welt. Wie viele Städte werden sich denn beteiligen?

Florian: Bisher machen über 50 Städte mit. Für Berlin haben wir es selbst organisiert. Gleich zu Beginn kamen New York, Paris und Wien dazu. Dann London, Tel Aviv und Rio. Vilnius in Litauen wird zum Beispiel auch mitmachen. Auf unserer Facebook-Seite kann man alle Veranstaltungen sehen. Die ersten, die sich küssen werden, werden wohl die Australier in Sydney sein.

Norbert: Auf Facebook gibt es aber natürlich ganz unterschiedliche Teilnahmezusagen. Mal sind es Tausende, wie in New York, mal nur knapp hundert. Aber das spielt auch keine Rolle. Wenn irgendwo auf der Welt vielleicht nur 10 küssende Paare vor einer russischen Botschaft stehen, dann sind das eben auch tolle Bilder, die eine eindeutige Aussage haben.

Wie organisiert ihr das Ganze?

Florian: Wir kommunizieren hauptsächlich über Facebook. Dort haben wir auch andere Städte angeschrieben, andere Organisatoren. Viele sind einfach von sich aus dazu gekommen, haben sich angeschlossen und ihre Kiss-Inns bei uns gepostet. Das Prinzip ist also ganz simple. Keine große Sache eigentlich. Wer mit machen will, der kann über unsere Plattform die Veranstaltung öffentlich machen, kann auch unsere Logos und so nehmen. Eigentlich ist es so was, wie eine Do-It-Yourself-Demo.

Norbert: Richtig. Jeder soll das so machen, wie er will. Wir schreiben da nichts vor. Wir haben nur für die gemeinsame Uhrzeit und das Datum gesorgt.

Was genau passiert am Sonntag punkt 15 Uhr vor der russischen Botschaft in Berlin?

Norbert: Na, erst mal wird geknutscht, was das Zeug hält.

Florian: Ja. Ach, und übrigens: Wer keinen Kuss-Partner hat, kann trotzdem kommen. Außerdem, vielleicht findet man ja spontan jemanden und es ergibt sich was ganz neues daraus (lacht).

Norbert: Danach wird es dann ein kleines Programm geben, das Gloria Viagra moderieren wird. Wir freuen uns echt, dass Romy Haag zugesagt hat und singen wird. Sie war sofort begeistert. Und die Band Peaches wird auftreten. Auch die haben nicht eine Minute gezögert.

Die beiden Organisatoren der Aktion: Norbert und Florian. (Foto: IWWIT)
Die beiden Organisatoren der Aktion: Norbert und Florian. (Foto: IWWIT)

Was ist denn eure konkrete Forderung?

Florian: Wir fordern gar nichts. Wir zeigen Solidarität.

Norbert: Wir zeigen denn russischen Lesben und Schwulen, dass wir da sind, dass wir an sie denken und sie unterstützen.

Glaubt ihr, es wird eine erfolgreiche Veranstaltung?

Norbert: Punkt 15 Uhr werden sich überall auf der Welt vor vielen russischen Botschaften Menschen küssen, zeigen, dass Liebe nicht verboten werden kann. Ich hoffe, es werden tolle, starke Bilder sein. Und ich bin mir sicher, die wird auch Putin sehen.