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„Schlimm sind eher die vergifteten Komplimente“ – Alexanders Umgang mit Abfuhren

Zu klein, zu dünn, zu alt, zu wenig Haare auf der Brust: Abfuhren können viele Gründe haben. Doch wie geht ein trans* Mann mit Körben um? Wo verläuft die Grenze zur Diskriminierung? Wir haben dazu ein Interview mit Alexander geführt.

Zu klein, zu dünn, zu alt, zu wenig Haare auf der Brust: Abfuhren können viele Gründe haben. Doch wie geht ein trans* Mann mit Körben um? Wo verläuft die Grenze zur Diskriminierung? Wir haben dazu ein Interview mit Alexander geführt.

Alexander, hast du ein entspanntes Verhältnis zu Abfuhren?
Wichtig ist doch zu unterscheiden: Lehnt mich jemand als Mensch ab, weil ich trans* bin? Oder will er nur keinen Sex mit mir.

Fällt es manchen trans* Männern schwer, das auseinanderzuhalten?
Den Eindruck habe ich manchmal. Viele trans* Männer, die ich kenne, beziehen Ablehnung sehr stark auf ihre Identität an sich. Die gehen dann verbal teilweise richtig ab vor Frust. Vielleicht gab es an dem Tag schon drei, vier blöde Sprüche. Dann kann ich das menschlich verstehen. Andererseits müssen wir doch alle akzeptieren, dass nicht jeder auf uns steht. Egal ob trans* oder nicht. Das gehört zum Ausgehen dazu.

Wie reagierst du, wenn ein Bekannter seinen Frust bei dir ablädt?
Bis zu einer gewissen Grenze erleichtert es einen schon, unter trans* Männern mal richtig abzulästern. Aber anderen Menschen trans* Feindlichkeit zu unterstellen, nur weil sie nicht mit einem schlafen wollen, geht mir zu weit. Das würde ich dann entweder direkt sagen oder vorsichtig versuchen, gemeinsam Strategien zu entwickeln, mit Körben umzugehen. Je nachdem, welches Verhältnis wir zueinander haben.

Hast du Tipps, wie sich sexuelle Abweisung vermeiden lässt?
Tipps würde ich das nicht nennen. Ich kann aber gerne sagen, wie ich mich verhalte.  Mir selbst ist es wichtig, erst einmal die Lage zu sondieren. Reagiert jemand überhaupt auf meine Flirtversuche? Wie schaut mir ein Mann in die Augen? Zeigt er sich im Gespräch offen? Erst wenn ich mir sicher bin, dass mir mein Gegenüber grundsätzlich empathisch und interessiert begegnet, spreche ich meine trans* Identität an.

Und dann?
Ich finde es vollkommen ok, wenn mir jemand zu verstehen gibt, dass Sex für ihn nicht infrage kommt. Der Ton macht die Musik. Wieso soll ich jemandem böse sein, der mich respektvoll behandelt? Die Situation ist ja auch für den anderen unter Umständen nicht einfach. Entscheidend ist für mich eher, wie dieser Mann sich mir gegenüber später verhält.

Inwiefern?
Es kam schon vor, dass jemand hinter meinem Rücken ein Riesenthema aus meiner trans* Identität gemacht hat. Der war scheinbar vollkommen von der Rolle deswegen und hat alle möglichen Leute darauf angesprochen, so nach dem Motto „hättest du das gedacht “. Das fand ich total affig. Allerdings hat sich für den Tratsch scheinbar sowieso nur er selber interessiert.

Gibt es noch etwas, was dich mehr kränkt als ein Korb?
Vergiftete Komplimente! So was wie „Ach schau an, das hätte ich gar nicht gedacht, dass du früher mal eine Frau warst.“ Oder auch „Wow, für einen trans* siehst du ziemlich maskulin aus.“ Das finde ich unreflektiert und unreif.

referee hands with red card on football field
Wie geht ein trans* Mann mit Körben um? Alexander hat sich mit dieser Frage auseinander gesetzt.

Von Donna Summer

„Donna Summer“ ist ein Pseudonym. Die Autor*in dieses Artikels möchte aufgrund der Stigmatisierung von HIV als freiberufliche*r Journalist*in nicht namentlich genannt werden. We love you, we support you!