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Sascha: Der Klavierlehrer

Multikulti-Kuddelmuddel-Coming-out: „Sascha“ ist viel mehr als nur lustig

Bei der Gay-Filmnacht unseres Partners Edition Salzgeber gibt es jeden Monat in zahlreichen Städten einen schwulen Film vom Feinsten. Im März steht die Multikulti-Komödie „Sascha“ auf dem Programm: Ein 19jähriger mit Migrantenhintergrund verliebt sich in einen 20 Jahre älteren Mann, was seinen Eltern gar nicht gefällt. Komisch!

„Sascha“ ist eine überaus gelungene und ganz und gar vergnügliche Komödie. Eigentlich. Aber Regie-Debütant Denis Todorovic will noch viel mehr: Er möchte mit leichter Hand eine Geschichte über das Leben der ersten und zweiten Migrantengeneration in Deutschland erzählen. Und ein nicht ganz einfaches Coming-out. Auch diese beiden Dinge gelingen ihm. Und das macht „Sascha“ zu einem ganz und gar bemerkenswerten kleinen Film.

Die Geschichte spielt in Kölns Multikultiviertel Eigelstein. Die Mutter des Titelhelden heißt Stanka und kommt aus Zagreb. Saschas Vater Vlado stammt aus Montenegro. Mit zum Haushalt gehören der jüngere Bruder Boris und der hemdsärmlig-schrullige Onkel Pero. Dann ist da noch die schwer in Sascha verliebte Jiao, die er benutzt, um alle um ihn herum davon abzulenken, dass er auf Jungs steht.

Keiner von den Genannten ist die wichtigste Person in Saschas Leben. Die heißt Gebhard Weber, ist Klavierlehrer und Saschas ganz und gar heimliche große, erste Liebe.

Sascha Kekez als Sascha
Sascha Kekez als Sascha

Als Gebhard ankündigt, Köln – und damit auch Sascha – wegen eines Jobangebots verlassen zu wollen, schmeißt der 19-Jährige erst seine Aufnahmeprüfung fürs Konservatorium und überwindet sich, nach einem schiefgelaufenem ersten Mal mit Gebhard, zum Coming-out.

Aber Schwule passen nicht in das Männerbild seines Vaters, der nach Saschas Geständnis eine Pistole zückt und ausversehen jemanden anschießt. Das bringt ihm mehrere Monate Knast ein. Danach ist in der kleinen Familie nichts mehr wie vorher: Saschas Eltern trennen sich in einer rührenden Szene und Papa akzeptiert erst, wer er und dann, wer sein Sohn ist.

Todorovics Erstlingswerk begeistert mit tollen Schauspielern, einer satten Portion Männlichkeit in allen Schattierungen, einem wunderbaren Soundtrack und Tim Bergmann (dem schnuckeligen Automechaniker aus „Echte Kerle“) in seiner ersten schwulen Rolle seit 15 Jahren.

Wenn die Lichter im Kino nach 102 Minuten wieder angehen, hat man oft gelacht, eventuell ein bisschen geweint und ordentlich was gelernt. Das fanden schon Festivalbesucher rund um den Globus ganz wunderbar. Jetzt hat auch das deutsche Publikum Gelegenheit, Sascha kennenzulernen.

(pasch)

“Sascha” (Deutschland 2010) läuft am 18. und 21. März in der Gay-Filmnacht in vielen Kinos in ganz Deutschland. Genaue Termine und weitere Infos: http://gay-filmnacht.de