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Politik & Gesellschaft

Meisterlich: „Halbe Sachen sind nicht meins“

Mr. Bear André steht auf Professionalität und zeigt sich auch mal als Gummibär

Der 36-jährige André aus Dortmund wurde vor neun Monaten überraschend Mr. Bear 2011. Das Ruhrpottkind hat es seitdem nicht gemütlich angehen lassen, sondern engagiert sich mit der „PLAY SAFE PLEASE“-Kampagne für Safer Sex

Die Krönung der schönsten Stunden: Inauguration durch Handauflegen

Du bist jetzt seit November 2010 Mr. Bear 2011. Ist es noch schön?

Ja, ist es, allerdings ist es auch ziemlich anstrengend. Ich bin viel unterwegs, weil man ja Präsenz zeigen möchte. Aber das macht auch Spaß.

Nachdem du gewonnen hattest, wolltest du es aber doch eher langsam angehen lassen und erst mal schauen, was das Amt für dich so bereithält.

Ich lass es vergleichsweise auch relativ langsam angehen. Der Reiseplan meines Vorvorgängers, Reinhard, war viel dichter. (Reinhard ist auch IWWIT-Rollenmodell, Anmerkung des Interviewers.) Manchmal ist es einfach nicht möglich, zu jedem Event zu fahren. Ich habe aber natürlich versucht, alle großen Veranstaltungen mitzunehmen. Insgesamt hat das sehr gut geklappt.

Mit der „PLAY SAFE PLEASE“-Kampagne bist du ja auch bundesweit präsent, ohne überall hinfahren zu müssen. Wie kam es dazu?

Ich bin gut befreundet mit Kim, dem Vice Mr. Rubclub. Der ist ja auch in diesem Monat mit mir und vielen anderen in der „Meisterlich!“-Anzeige von IWWIT zu sehen. Nachdem wir uns zur Wahl angemeldet hatten, haben wir uns hingesetzt und überlegt, was wir machen, wenn wir wirklich gewinnen. Schnell war uns klar, dass wir uns in der HIV-Prävention engagieren wollten. Kim ist ehrenamtlich mit dem Projekt Hein & Fiete in Hamburg unterwegs, die uns von Anfang an mit unserer Idee unterstützt haben. Als wir die fertigen Motive in Hamburg präsentiert haben, waren die Jungs von Hein & Fiete so begeistert, dass sie die Kampagne ihren Partnereinrichtungen manCheck in Berlin, CheckUp in Köln, Sub e.V. in München und AG36 in Frankfurt vorgeschlagen haben. So kam es, dass wir damit nun bundesweit vertreten sind .

Ganz oder gar nicht: Motiv der "PLAY SAFE PLEASE"-Kampagne mit André

Die Kampagne sieht sehr professionell aus!

Halbe Sachen sind nicht so meins. Entweder macht man das richtig, oder man lässt es bleiben. Wir haben mit Tino, einem befreundeten Fotografen von Pfefferminz Photografik, und Christian, von der Werbeagentur „czwei“ hier in Dortmund zusammengearbeitet.

Hat dich der Erfolg der Aktion überrascht?

Absolut. Als wir die vier Motive entwickelt haben, ahnten wir noch nicht, was auf uns zukommt. Der Startschuss fiel beim Ostertreffen in Berlin. manCheck hat zusammen mit IWWIT-Mitarbeitern die Kampagne in der Stadt verteilt. Als Kim und ich bei den verschiedenen Events auftauchten, gratulierten uns plötzlich alle möglichen Leute zu der gelungenen Idee und fragten, wo sie ein Poster bekommen könnten. Egal wo wir hinkamen: Unsere Karten lagen schon aus. Autogramme geben war auch was ganz Neues für mich. Das Ganze war zwar etwas seltsam, hat uns aber natürlich riesig gefreut.

Hilft es dabei, dass du so gut aussiehst?

(lacht) Das ist ja Ansichtssache. Ich finde es schön, dass es bei der Kampagne darum nicht geht. Ich will da meine Message rüberbringen.

Und die ist?

Pass auf dich auf! Überleg dir, was du machst! Was ja eigentlich auch nichts anderes ist, als das, was alle Präventionsprojekte vertreten. Deswegen passen wir da auch gut rein.

Bärige Kampagne für Gummi jeder Art mit Kim, dem Vize-Mister der Gummiszene

Gab’s auch schon negatives Feedback?

Von ein paar anderen Schärpenträgern wurde vielleicht mal gesagt „Junge, jetzt schalt mal einen Gang zurück, so langsam nervst du!“ Aber insgesamt kam bei mir bisher fast nur positives Feedback an. Ich will das Jahr meiner Amtszeit noch voll ausnutzen. Jetzt geht es in den Endspurt!

Wie geht’s denn bis November weiter?

Es stehen noch drei große Termine an. Nächstes Wochenende habe ich Heimspiel auf dem Christopher Street Day Dortmund. Ein etwas kleinerer, aber sehr schöner CSD – da darf ich natürlich nicht fehlen. Am zweiten Septemberwochenende geht es gemeinsam mit den Schärpenkollegen zum Folsom-Straßenfest in Berlin, das ist definitiv einer der Höhepunkte in diesem Jahr. Und die Woche drauf ist der schon traditionelle Gay Sunday auf dem Oktoberfest in München im Bräurosl Zelt. Da freue ich mich jedes Jahr drauf. Man trifft Freunde aus ganz Europa, sofern man es denn schafft ins Zelt zu kommen. Das ist nicht immer einfach.

Und dann wird auch schon der nächste Mr. Bear gewählt. Ein Ratschlag für deinen Nachfolger, bitte!

Sei einfach du selbst und lass dich nicht verbiegen. Dann klappt das schon.

(Interview: Paul Schulz)