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Politik & Gesellschaft

„Ich habe meine ersten Kontakte im Netz geknüpft“

Nichts hat das schwule Leben so verändert wie das Internet. Marcel und Stephan erzählen, was das Netz für sie und ihre Szene bedeutet

Die IWWIT-Rollenmodelle Marcel und Stephan über die größte schwule Szene der Welt: das Internet und wie es die schwule Welt verändert

IWWIT-Rollenmodell und Blogger Marcel
IWWIT-Rollenmodell und Blogger Marcel

Nichts seit Stonewall hat das schwule Leben so verändert wie das Internet. Jeder findet alles und jeden, überbrückt in Sekundenschnelle Ozeane, Zeitzonen oder Berührungsängste. Das WorldWideWeb hat eine riesige, weltweite Szene geschaffen, in der nie die Lichter ausgehen und die keine Sperrstunde kennt.

Und wenn es mal die gewünschte Information nicht gibt, dann schafft man sich – wie Rollenmodell Marcel – einfach das gesuchte Forum selber: „Ich suchte jemanden, der mir ähnlich ist: jung und HIV-positiv. Mit den vorhandenen HIV-Angeboten im Netz konnte ich mich nicht identifizieren. Da dachte ich mir: Wenn es das nicht gibt, warum fängst du nicht selbst an, vielleicht hilft es anderen.“ Mit seinem Blog auf https://www.marceldams.com/ will er anderen helfen. Hier schafft er Gelegenheit, Erfahrungen zu teilen, Informationen zu liefern und zu sammeln.

Auch für Rollenmodell Stephan spielt das Internet eine wichtige Rolle: „Es ist eine große Bereicherung. Ich halte Kontakt zu meinen Freunden und kann neue Leute kennen lernen.“

Ein Vorteil, den auch Marcel sieht: „Ich bin sehr schüchtern und habe meine ersten Kontakte übers Netz geknüpft. Die Freunde haben mich dann mitgenommen auf Partys und in Kneipen. Das war sehr viel einfacher, anders hätte ich mich gar nicht getraut.“

Natürlich birgt auch das Internet Herausforderungen. Marcel empfiehlt, sich aktiv Freiräume zu schaffen: „Ich mache im Alltag bewusst Dinge, die nichts mit Internet zu tun haben, z.B. mit Freunden treffen, lesen oder Sport treiben. Wenn man sonst keine Hobbys hat, kann es passieren, dass man sich völlig im Internet verliert und es zum Ersatz wird für das reale Leben. Die Mischung macht’s. Es gibt andere Dinge im Leben, die wichtig sind und Priorität haben, wie Job oder Schule, wenn das darunter leidet, ist es extrem schlecht.“

Stephan fasst es zusammen: „Internet ersetzt nicht das Leben!“ Aber es kann in jedem Fall Quelle von Inspiration und Information sein und wichtige Impulse fürs schwule Leben liefern.

Clemens Glade