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Gay Filmnacht im November: Romeos

„Private Romeo“ ist „Romeo und Julia“ als große schwule Romanze. Mit Shakespeares Originaltexten und tollem Indie-Rock-Soundtrack

Bei der Gay-Filmnacht unseres Partners Edition Salzgeber gibt es jeden Monat in zahlreichen Städten einen schwulen Film vom Feinsten. Im November ist das eine volle Ladung Romantik: „Private Romeo“ ist die Neubearbeitung von Shakespeares bekanntestem Stück als große schwule Tragödie

Die große Liebe passiert in den stillen Ecken des Lebens. Das ist auch bei der Armee nicht anders. Und sieht in „Private Romeo“ so aus: Während ein Großteil ihres Regiments zu einer Geländeübung ausrückt, bleiben acht Kadetten in einer Militärhochschule zurück. Zwischen Sport, Hausaufgaben und dem üblichen Unterricht macht sich Langeweile breit, bis Shakespeare das Kommando übernimmt.

Denn, als die acht Jungs anfangen „Romeo und Julia“ zu lesen, sickert der Geist der größten Liebesgeschichte der Weltliteratur langsam aber sicher in ihren Alltag ein. Sam verliebt sich in Glenn. Und weil man als Teenager nie die richtigen Worte findet, um zu beschreiben, was man gerade denkt oder fühlt oder will, lassen die beiden und auch alle anderen Mitwirkenden in „Private Romeo“ bald nur noch den Barden für sich sprechen. Was soll man auch erst ungelenk über Blumen und Bienen reden, wenn man dem Geliebten auch gleich von der Nachtigall und der Lerche erzählen kann?

Alan Browns Film ist ein großes, vollends gelungenes Wagnis: „Romeo und Julia“ mit den Originaltexten als schwule Liebesgeschichte neu zu imaginieren, ist schon mal nicht schlecht. Dabei Youtube-Videos einzubeziehen, seine junge Darstellerriege auch mal lippensynchron Indie-Songs mitsingen zu lassen, wenn Shakespeare nicht romantisch genug ist und mit der Kamera so frei umzugehen wie selten jemand, macht aus dem kleinen Film aber mehr als ein Experiment mit großer Wirkung: auch über die faszinierende Grundidee hinaus wird hier handwerklich Außergewöhnliches geleistet, so das man sich ganz und gar fallenlassen kann.

Romantischer war Kino selten, aber auch filmisch aufregender wird’s dieses Jahr wohl nicht mehr werden. Reingehen!

Paul Schulz

“Private Romeo” (USA 2011) läuft am heute und 21. November im Original mit deutschen Untertiteln in der Gay-Filmnacht in vielen Kinos in ganz Deutschland. Genaue Termine und weitere Infos: http://gay-filmnacht.de

Trailer von „Private Romeo“