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Wie geht´s Euch? – Studie zur schwulen Gesundheit

Nimm Teil an der Studie zu „Schwuler Gesundheit“: Gesundheit ist nicht nur Sache des Körpers, sondern auch der Seele. Gerade schwule und bisexuelle Männer sind oft einem hohen gesellschaftlichen Druck ausgesetzt.

Körperliche Erkrankungen und seelische Belastungen gehen oft Hand in Hand. Gerade schwule und bisexuelle Männer sind häufig einem gesellschaftlichen Druck zur Anpassung an das als normal Angesehene ausgesetzt. Für viele ist es eine Herausforderung ihr Leben und ihre Sexualität offen leben zu können, ohne das Gefühl zu haben, sich dafür rechtfertigen oder vor bestimmten Personengruppen ganz verstellen zu müssen.

Welche Auswirkungen hat dieser Druck auf die seelische Gesundheit von schwulen und bisexuellen Männern? Wenn man dazu belastbare Aussagen treffen wollte, konnte man bisher meist nur auf internationale Studien zurückgreifen.

Der Psychologiestudent Martin Kruspe macht seit mehreren Monaten ein Forschungspraktikum bei der Deutschen AIDS-Hilfe. Für seine Masterarbeit hat er einen Fragebogen entwickelt, der Aufschluss über die „Schwule Gesundheit“ von Männern in Deutschland geben soll.

Im Interview sprechen der Schwulenreferent der Deutschen Aidshilfe Dr. Dirk Sander und Martin Kruspe über ihre Erwartungen und die Wichtigkeit einer solchen Studie.

Wie steht es um die seelische Gesundheit?
Die Studie will Antworten finden.

Was genau ist eigentlich „Schwule Gesundheit“? Sind homosexuelle Männer anders gesund oder brauchen andere Vorsorge?

Sander: Schwule und bisexuelle Männer sind erstmal den gleichen gesundheitlichen Risiken ausgesetzt wie Heterosexuelle. Es können aber weitere Gesundheitsrisiken hinzukommen, die sich aus der Auseinandersetzung mit homonegativen Haltungen aus der Gesellschaft ergeben.

Wie sehen diese Belastungen denn aus?

Sander: Wie offen kann ich in der Gesellschaft meine sexuelle Identität leben? Muss ich z.B. in der Familie, in der Schule, auf meinem Arbeitsplatz bestimmte Facetten meiner Persönlichkeit verheimlichen? Hieraus können sich auf individueller Ebene Belastungen ergeben, die krank machen. Auch viele Ärzte sind für diese Probleme gar nicht sensibilisiert. In einer Studie, gaben die meisten der befragten Ärzte an, sich darüber gar keine Gedanken zu machen.

Martin, wie kommt es, dass Du dich als heterosexueller Mann mit diesem speziellen Thema auseinander setzt?
Martin Kruspe und Dr. Dirk Sander (Foto: Schomann) reden über schwule Gesundheit.
Martin Kruspe und Dr. Dirk Sander (Foto: Schomann)

Kruspe: Warum denn nicht? Als sich die Möglichkeit bot bei der Deutschen AIDS-Hilfe ein Forschungspraktikum für meine Masterarbeit zu machen, habe ich nicht lange gezögert. Und ob ich nun schwul oder hetero bin, sollte bei einer wissenschaftlichen Herangehensweise keine Rolle spielen. In meinem Psychologiestudium habe ich vor allem eins gelernt: Mit einseitigen Betrachtungen kommt man nicht weit.

Was erhofft ihr euch von der Studie?

Kruspe: Bei meinen Vorarbeiten für diese Studie habe ich festgestellt, dass viele internationale Veröffentlichungen zum Thema sehr verallgemeinernd sind. Es werden sehr eindimensionale Schlüsse gezogen. Das wollen wir natürlich besser machen. Das ist unser Ansporn. In Deutschland gibt es auch bisher keine vergleichbaren Studien. Wir machen hier wirklich etwas Besonderes.

Und was passiert im Anschluss mit der Studie?

Sander: Ich hoffe, dass wir viel über die Bedarfe schwuler und bisexueller Männer erfahren werden. Das wird dann auch wichtig sein, für die Arbeit der Deutschen AIDS-Hilfe. Die ersten Ergebnisse werden wir im Spätsommer vorliegen haben. Wir gehen aber davon aus, dass der Einfluss der Ergebnisse viel längerfristig sein wird. Jeder, der bei der Befragung mitmacht, hilft uns, unsere Arbeit noch besser, noch zielgerichteter zu machen.

Kruspe: Ich glaube auch, dass wir am Ende wichtige und interessante Ergebnisse haben werden. Ich hoffe, dass viele bei der Studie mitmachen werden, damit wir ein gutes Resultat erzielen! Ich freue mich jedenfalls über jeden, der den Fragebogen ausfüllt und mich so bei meiner Arbeit unterstützt.

Interview: Tim Schomann