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Keith: Queersein ist keine Voraussetzung für Solidarität

Keith Zenga King ist Theaterproduzentin und Kuratorin an den Münchner Kammerspielen. They lebt seit fünf Jahren in Deutschland, hat ihren Lebensmittelpunkt zwar in München, ist aber beruflich im ganzen Land unterwegs.

Keith Zenga King ist Theaterproduzentin und Kuratorin an den Münchner Kammerspielen. They lebt seit fünf Jahren in Deutschland, hat ihren Lebensmittelpunkt zwar in München, ist aber beruflich im ganzen Land unterwegs. Ich sprach mit they am Telefon nach der Arbeit. Da wir das Gespräch auf Englisch führten, übersetze ich es im Folgenden:

Keith plädiert dafür, dass Darstellungen von Race, Solidarität und Communities auch Tiefe und Komplexität bieten.

Keith, wie hast du die Corona-Zeit erlebt?

Schwierig war das. Ich habe als Künstlerin sofort die Arbeit von sechs Monaten verloren. – Wobei mir die Zwangspause auch gut getan hat: Seit dem Moment, als ich vor fünf Jahren in Deutschland eintraf, war mein Leben bestimmt von der ununterbrochenen Hetze von einem Auftrag zum nächsten, es war verrückt, ich war so getrieben, ja immer das nächste Projekt schon in Aussicht zu haben! Corona schlug zwei Wochen vor einem geplanten Theaterfestival ein, ich habe dann sofort alles auf online umgestellt.

Was sind für dich wichtige Themen derzeit in der queeren Szene?

Im vorherrschenden politischen Klima sind mir die Repräsentation marginalisierter Aktivist_innen und Künstler_innen sehr wichtig. Gerade diese seltsame Zeit erfordert Möglichkeiten der Teilhabe. Dabei muss darauf geachtet werden, dass Darstellungen von Race, dauerhafter Solidarität und Communities auch Tiefe und Komplexität vermitteln. Als Künstlerin bringe ich das Aktivistische in mein Werk ein: Themen wie Migration, Queerness usw. formen meine künstlerischen Darstellungen und bilden so den Rahmen für mein Schaffen.

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Keith (links, unten) ist Teil unserer #WirFürQueer Kampagne.

Was bedeutet für dich queere Solidarität?

Ich glaube, man muss verstehen, dass es dabei mehr um Politik als um Begehren geht und man gar nicht unbedingt queer sein muss, um dazuzugehören. Ich verstehe unter Solidarität vor allem Fürsorge für die Gemeinschaft und für einander, auch allgemeine Fürsorge und Carework zählen für mich dazu. Im Moment sollten wir uns auf das Ausruhen und Innehalten konzentrieren und uns dabei auch auf Schlimmes gefasst machen. Ich denke da an die ökonomischen, sozialen und politischen Spannungen, die im Kielwasser dieser globalen Pandemie schwimmen werden.

Was wünschst du dir für die Zukunft?

Dass Art und Weise, wie wir arbeiten, neu kalibriert werden.

Hast du grade ein Projekt, dass dir am Herzen liegt?

Ja, ich schreibe ein Buch, eine Gedichtsammlung, sie soll „I am other in exile“ heißen und ich bin mit meiner Arbeit daran schon recht weit fortgeschritten. Ansonsten bereite ich mich auf die nächste Spielzeit vor…


Auch die queere Szene ist von der Coronavirus-Pandemie betroffen, sei es durch mögliche Einsamkeit oder durch finanzielle Schwierigkeiten. Ihr wollt helfen oder sucht Hilfe? #WirFürQueer listet Projekte auf, die Hilfe anbieten oder selbst Unterstützung suchen. Klickt Euch durch und findet eine passende Hilfs- oder Soliaktion!

Von Ewwe Meron Barf

Dipl. Sozialwissenschaftler, schreibt unter anderem für die Deutsche Aidshilfe. Themenschwerpunkte sind insbesondere trans/enby.