Rollenmodell Olivier flog nach Chicago, um Mr. International Rubber 2011 zu werden. Gewonnen hat dann ein Mann aus Atlanta. Olivier nimmt’s gelassen. Wir sprachen mit ihm über die große Fetischfamilie, seine letzten Amtshandlungen als Mr. Rubclub und die Frage nach der einsamen Insel
Olivier hat sein Bestes gegeben – und doch nicht gewonnen. Der deutsche Mr. Rubclub 2010 kam bei der Wahl zum Mr. International Rubber 2011 nicht aufs Treppchen. Trotzdem kam der 32-jährige Franzose, der in Offenburg lebt, begeistert zurück. Fast ist er ein bisschen traurig, dass seine Amtszeit als Botschafter der Fetischszene bald zu Ende geht. Wir sprachen mit unserem Rolllenmodell Olivier über den Wettbewerb in Chicago, seine letzten Amtshandlungen und Schüchternheit
Willkommen zurück, Olivier! Wie war’s in Chicago?
Viel gesehen habe ich nicht von der Stadt. Wir hatten ein dichtes Programm und sind gleich am ersten Abend durch die Fetischkneipen gereicht worden. Die einzige freie Zeit, die mir blieb, waren die sieben Stunden Zeitunterschied zwischen USA und Europa. (lacht)
Wie war’s?
Sehr gut! Ich war nur etwas überrascht, dass es auch auf den größeren Veranstaltungen nie mehr als 200 Leute waren. Ich hatte gedacht, dass sich mehr für die Wahl des Mr. International Rubber interessieren.
Wie hast du abgeschnitten?
Leider bin ich auf keinen der ersten drei Plätze gekommen. Wenn das Voting des Publikums in der Endauswertung stärker gewichtet worden wäre, hätte ich wohl besser abgeschnitten. Als die Zuschauer ihre Stimmzettel einwerfen durften, war im Eimer vor mir zumindest sehr viel Papier. (lacht)
Vor der Wahl musstet ihr auf der Bühne Aufgaben erfüllen. Was war da los?
Oh Gott! Sehr viel! In der ersten Runde mussten wir Kandidaten uns vorstellen, dann die Fetischklamotten vorführen, die wir gut finden. Wir mussten bei einer Lady-Gaga-Parodie als Tänzer mitmachen. Und es gab ein Quiz. Da mussten wir zum Beispiel die Frage beantworten, welchen anderen Kandidaten wir auf eine einsame Insel mitnehmen und was wir dort mit ihm machen würden. Es war ein bisschen schade, dass es in erster Linie darum ging, das Publikum zum Lachen zu bringen. Was wir Scherpenträger das Jahr über ganz konkret gemacht haben, hat die Jury nicht so interessiert.
Was hättest du ihnen denn gerne berichtet?
Seit meiner Wahl zum Mr. Rubclub Anfang des Jahres bin ich in Deutschland unterwegs, war in Bars und Darkrooms, um überall zu zeigen, dass die Fetischszene existiert, dass sie auch hier bei uns, im Südwesten Deutschlands, aktiv ist und dass wir uns engagieren – auch für die Aidshilfe. So bin ich ja auch Rollenmodell für ICH WEISS WAS ICH TU geworden.
Du klingst ein bisschen enttäuscht.
Nein, überhaupt nicht. Es war eine gute Erfahrung dabei zu sein. Und es war wichtig zu zeigen: In Deutschland gibt es eine lebendige Gummiszene. Wir waren dabei!
Ist die Gummiszene in den Staaten anders als in Europa?
Aber ja – ganz anders! Für mich war es zwar das erste Mal in den USA, aber ich hatte den Eindruck, dass die Fetischszene dort viel kleiner und weniger offen ist, man bleibt unter sich. In den Bars gibt es nur selten Playrooms. Und was mir aufgefallen ist: Ich habe auf den Tresen keine Kondome gesehen. Vielleicht gab es sie zu kaufen, ich habe nicht gefragt. Ich hatte ja mein Zeug dabei. Aber in Deutschland und Frankreich kenne ich das so, dass dort Kondome und Gleitgel ganz auffällig und kostenlos bereitliegen. Auch was das angeht, sind die Amerikaner wohl konservativer.
Am 8. Januar wird in Karlsruhe der Mr. Rubclub 2011 gewählt. Damit endet deine Amtszeit. Fällst du dann in ein tiefes Loch?
Nein, dann habe ich nur wieder mehr Zeit für mich und kann in Ruhe Urlaub machen. Meine Erfahrungen als Mr. Rubclub reichen für ein ganzes Leben. Ich habe so viele Menschen getroffen und auch so viele Leute eingeladen und nach Karlsruhe gebracht – es war ein gutes Jahr für mich!
Deine letzten Worte als Mr. Rubclub 2010?
Seid nicht schüchtern! Kommt in Karlsruhe im Rubclub vorbei, sprecht mich an. Ich zeige euch gerne, was in der Gummiszene passiert. Niemand muss Angst haben, für jeden findet sich etwas. Die Fetischszene ist eine recht spezielle Familie – aber sie ist eine Familie! Und wir sind alle ganz normale Menschen. Wenn ich zur Arbeit gehe, trage ich keinen Gummianzug. Nur manchmal, wenn ich in Frankfurt einkaufen gehe.
Hat dich dein Amt als Gummibotschafter verändert?
Ja, ich bin nicht mehr so schüchtern wie früher. Leider bekomme ich immer noch Angst, wenn ich deutsch sprechen soll. (lacht)
(Interview: Philip Eicker)
Die offizielle Website zur Wahl des Mr. International Rubber
Ein Blog-Bericht von der Wahl zum Mr. International Rubber (in Englisch)