#positivestimmen

Für den einen ist es selbstverständlich, HIV-positiv zu sein und mitten im Leben zu stehen. Für den anderen ist es das nicht immer. HIV-Medikamente, die Szene, der Freundeskreis, die eigene Psyche und viele weitere Faktoren können positiven wie negativen Einfluss auf das Leben mit HIV haben. Dass dabei insbesondere Ausgrenzung, Ablehnung und Stigmatisierung einen negativen Einfluss auf das Leben von Menschen mit HIV haben, hat die wissenschaftliche Studie positive stimmen 2.0 deutlich gezeigt.

Aktuelle Ergebnisse zum Leben mit HIV heute

„Vorurteile machen mich krank! HIV nicht!“

Der Großteil der befragten Menschen mit HIV kann heute gut mit der Infektion leben. „Aber gleichzeitig erleben viele alltäglich Diskriminierung und Ausgrenzung“, sagt Projektkoordinator Matthias Kuske. „Vor allem im Gesundheitswesen, aber auch im Privaten, im Sexleben oder in den Medien erleben Menschen mit HIV diskriminierendes Verhalten oder werden mit Vorurteilen konfrontiert“, so Kuske weiter.

Das alles hat erhebliche Auswirkungen: Infolge der Diskriminierung haben viele Menschen mit HIV einen schlechteren Gesundheitszustand, weniger Wohlbefinden und weniger sexuelle Zufriedenheit. Außerdem werden der Umgang mit der eigenen HIV-Infektion sowie das Selbstwertgefühl durch Ausgrenzung und Diskriminierung negativ beeinflusst. Etwa jede vierte befragte Person schämt sich oder fühlt sich schuldig, dass sie HIV-positiv ist, oder hat das Gefühl, nicht so gut wie andere zu sein. Was das mit Menschen macht, hat ein schwuler Mann in der Studie eindrücklich beschrieben:

„Das war bei einem Date im Restaurant. Wir haben uns kennengelernt und irgendwann habe ich von meinem HIV-Status erzählt. Und dann ist er einfach aufgestanden und abgehauen. Und ich sitze da und fühle mich schmutzig und wertlos – wie Müll. Beim nächsten Date habe ich es erst beim fünften Treffen gesagt, und er war wütend und meint ‚Warum sagst du es nicht am Anfang?‘ Ich bin einfach nur verwirrt!“

„Ich habe aber schon schlechte Erfahrungen gemacht, also auch Zurückweisungen. Ein Sexualpartner hatte meine Medikamente gefunden. Dann hat der schnell einen Zettel geschrieben, dass er das gefunden hat und er jetzt deswegen geflohen ist, also eigentlich hat er sich auch noch so ein bisschen entschuldigt. Ich fand das direkt in dem Moment schon schlimm. Ich fand das ein bisschen übertrieben, er hätte ja auch einfach mit mir sprechen können.“ Teilnehmer der Studie positive stimmen 2.0 zum Leben mit HIV in Deutschland

Zurückweisung beim Sex

Die Studie positive stimmen 2.0 zeigt noch mehr: „Über die Hälfte der Befragten wurden in den zurückliegenden 12 Monaten mindestens einmal beim Sex zurückgewiesen“, so Kuske weiter. Es ist daher nicht verwunderlich, dass es knapp der Hälfte der befragten Menschen mit HIV schwerfällt, ihren HIV-Status beim Sex anzusprechen. Generell über ihre HIV-Infektion zu sprechen, erleben fast 80 Prozent als riskant.

Vorurteile und Mythen

Nicht aus der gleichen Tasse trinken? HIV-Positive sind doch alles Schlampen? Mit HIV wird man nicht alt? Diesen Vorurteilen und Mythen begegnet man oftmals auch noch heute. Doch mit der Realität hat das wenig zu tun.

Wer HIV hat, kann ein gutes und langes Leben führen, aber…

…natürlich hat es Vorteile, HIV-negativ zu bleiben. Die Infektion hat zwar – zu Recht – ihren Schrecken verloren und wird als chronische Krankheit angesehen. Eine HIV-Therapie bedeutet aber auch, ein Leben lang Medikamente zu nehmen und regelmäßige Untersuchungen zu haben. Außerdem erfahren viele HIV-positive Menschen noch immer Diskriminierung und Ausgrenzung im Leben, wie die Studie positive stimmen 2.0 gezeigt hat.

Was ist zu tun?

Eine gute Nachricht ist, dass immerhin 40 Prozent der Befragten angaben, weniger Diskriminierung zu erleben, seitdem es Schutz durch Therapie gibt. Schutz durch Therapie bedeutet, dass HIV-Medikamente die Vermehrung von HIV im Körper unterdrücken. HIV kann dann beim Sex nicht mehr übertragen werden. Schutz durch Therapie

HIV ist unter Therapie nicht übertragbar.

Diesen Fakt kennen zwar schon viele in der schwulen Community, aber viele eben immer noch nicht.
Genauso wichtig ist es, deutlich zu machen, dass für Menschen mit HIV in Deutschland meist nicht HIV selbst das Problem ist, sondern Ausgrenzung, Ablehnung und Diskriminierung.

Wir von ICH WEISS WAS ICH TU werden auch weiterhin …

  • das Bewusstsein für das Thema Diskriminierung von Menschen mit HIV auch in der schwulen Community stärken
  • helfen die Stigmatisierung von Menschen mit HIV abzubauen
  • diskriminierende Strukturen aufzeigen, aufbrechen und verändern
  • echte, authentische Bilder vom Leben mit HIV zeigen und Menschen mit HIV als unerlässlichen Teil der Kampagne integrieren
  • Solidarität mit stigmatisierten und diskriminierten Gruppen stärken.

Dafür brauchen wir eure Unterstützung, denn das erreichen wir nur gemeinsam.

Hier ein paar erste Tipps, wie du uns unterstützen kannst:

  • Hol Dir alle Infos auf iwwit.de zu „Safer Sex 3.0“, zum Leben mit HIV heute oder zu Schutz durch Therapie.
  • Sprich mit Freund*innen, deiner Familie oder Arbeitskolleg*innen über diese Seite.
  • Zeig dich solidarisch, wenn Menschen mit HIV ausgegrenzt oder diskriminiert werden! Egal ob online, in der Szene, im Beruf oder im privaten Umfeld.

Du willst mehr?

Du hast eigene Ideen, wie wir Diskriminierung und Ausgrenzung auch in der schwulen Community weiter zurückdrängen? Du hast konkrete Wünsche, was wir als ICH WEISS WAS ICH TU-Kampagne machen sollen? Du willst dich ehrenamtlich engagieren? Du willst uns einfach deine Meinung zu Diskriminierung und Ausgrenzung von Menschen mit HIV sagen? Dann melde dich bei uns! Kommentier unsere Posts zum Thema auf Facebook und Instagram. Oder schreib uns ganz klassisch eine E-Mail. Wir freuen uns auf dich!