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Kultur & Szene

Tränenreiche Madonna

Der Regisseur Gus van Sant rief neulich bei Madonna an. Jetzt wissen wir, was sie traurig macht.

Madonna hat mal kurz mit Gus van Sant telefoniert. Heraus kam ein öffentliches Gespräch über schwule Männer, die Aids-Krise und natürlich Madonna. Jetzt steht es online. Hier die wichtigsten Passagen.

Sean Penn als Harvey Milk brachte Madonna zum Weinen

„Hey, Madonna!“ – „Gus, bist du’s?“. Ein bewegender Auftakt für ein Interview. Oder na ja, vielleicht eher der Beginn eines stinknormalen Telefonats. Aber was sich der Regisseur Gus van Sant und unsere Popikone danach zu sagen hatten, war dann doch so interessant, dass das Gespräch es in das bekannte US-Magazin „Interview“ schaffte. Wenn das mal nicht von Anfang dahinter steckte …

Wie auch immer, das Interview ist jetzt auch komplett online nachzulesen. Wir fassen mal die wesentlichen Dinge zusammen: „Ganz nebenbei, dein Film ,Milk‘ war brillant. Ich habe geweint und geweint“, bauchpinselt die 51-jährige Sängerin den 57-jährigen Filmemacher. Die Biografie des schwulen Politikers Harvey Milk von 2008 hatte ihm immerhin seine zweite Oscarnominierung eingebracht. Madonnas Ex-Ehemann Sean Penn erhielt die Trophäe dann in der Kategorie „Bester Hauptdarsteller“. Madonna und van Sant sind sich einig: Penn war als Harvey Milk „fantastisch“.

Den wahren Grund für ihren Tränenausbruch beim Anschauen von „Milk“ verrät die Pop-Diva aber erst auf Nachfrage. Der Film sei für sie eine kleine persönliche Zeitreise gewesen. Nicht nur, dass sie sich in jungen Jahren öfters im schwulen Viertel von San Francisco in der Castro Street aufgehalten hatte. Sie habe sich auch an die New Yorker Zeiten erinnert. An ihre Begegnungen mit Andy Warhol, Keith Haring und Jean-Michel Basquiat. Alles Männer, die inzwischen gestorben sind. Und auch an die persönliche Beziehung zu ihrem Ballett-Lehrer Christopher Flynn habe sie denken müssen, dem ersten schwulen Mann in ihrem Leben. „Er war der erste Mensch, der mir Selbstbewusstsein gab, der mir sagte, dass ich wunderschön sei und dass ich der Welt etwas anzubieten habe.“ Auch er starb an den Folgen von Aids, erinnert sich Madonna.  Und erzählt weiter von ihren Erinnerungen an den Beginn der Aids-Krise: „Plötzlich starben all diese wunderschönen Menschen um mich herum, Leute, die ich so sehr mochte.“

Glücklicherweise nimmt das Interview nach dieser sentimentalen Wendung noch ein fröhlihches Ende. So plaudert die Entertainerin unter anderem über die Arbeit an ihrem letzten Film „Filth and Wisdom“. Wie immer, wenn sich die Künstlerin im Filmgenre versucht, sei es als Schauspielerin oder als Produzentin, waren auch hier die Kritiken eher negativ. Gus van Sant schweigt dazu freundlicherweise in diesem Gespräch.

(cs)

Das komplette Interview (engl.)