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Leben mit HIV

Der Preis ist heiß

Ausgezeichnete Preisverleihung in Berlin: Sexy und lehrreich, mit IWWIT und Minister!

Eine Quizshow mit guten Fragen und einem schicken Design, anzügliche Shirts und ein Gummischwanz: In Berlin fand am Freitag eine preiswürdige Preisverleihung statt. Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler war auch dabei

Gesundheitsminister Rösler mit Oliver Schubert und Ronny Heintze von der Aids-Hilfe Bonn

Auf den ersten Blick sah alles aus wie eine ganz normale Preisverleihung: Es gab Prominenz, einen Preis aus Acrylglas mit einem merkwürdigen Namen („Sirius“), jede Menge Laudatoren, gespannte Nominierte und große Emotionen bei der Bekanntgabe der Gewinner.

Und doch lief hier einiges anders als beim, sagen wir, Deutschen Filmpreis. Der Prominente war Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP), einer der Laudatoren der Schwulenreferent der Deutschen AIDS-Hilfe, Dirk Sander, und einige der begeisterten Preisträgern waren Schüler, auf deren T-Shirts so markige Worte wie „Ficken?“ oder „Gang Bang?“ zu lesen waren. In einem der Einspielfilme konnte das Publikum sehen, wie ein Kondom über einen sehr realistisch designten steifen Gummischwanz gezogen wurde, der kurz darauf in einem Gummi-Anus verschwand. Die Simulation ging sogar noch weiter, aber wir wollen hier nicht auf alle Details eingehen.

Und Action: Quizmaster Oliver Schubert mit Kandidat Christoph

Im Showblock trat kein Popstar auf, sondern die Aids-Hilfe Bonn mit einem „multimedialen Präventionsquiz“. Eine der Kategorien: „Wenn’s vorne juckt und hinten beißt“. Gestellt wurden Fragen wie „Was sind Chlamydien?“ (Richtige Antwort: sexuell übertragbare Bakterien) oder „Welcher deutsche Tennisprofi wurde in einem Spot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) am Flughafen mit einem Kondom erwischt?“ (Richtige Antwort: Boris Becker)

Und hier die Auflösung aller aufgeworfenen Rätsel: Vergeben wurden gestern in der Berliner Kalkscheune die Preise des Bundeswettbewerbs Aidsprävention der BZgA und des Bundesgesundheitsministeriums, finanziell unterstützt vom Verband der Privaten Krankenversicherung. Motto: „Neue Wege sehen, neue Wege gehen“. Die sechs Gewinner erhielten je 7.500 Euro, zwei weitere Projekte bekamen Anerkennungspreise, die mit je 2.500 Euro dotiert waren.

Vor der Übergabe: Die Schüler und der Minister hören die Laudation an

Der Einspielfilm stammte vom prämierten Projekt „Have a LOOK(S)“ aus Köln, das Aufklärungsmaterial für junge Stricher produziert, die nur über geringe Lese- und Deutschkenntnisse verfügen. Der Clou: Die Video- und Audiodateien laufen auch auf Handys!

Die enthusiasmierten Jungs und Mädel mit den anzüglichen T-Shirts gehörten zum Projekt „Schülerzeitungsredakteure als Peer-Präventions-Akteure“ der Berliner Aids-Hilfe. Die Jugendlichen machen das, was der sperrige Name des Projekts nicht vermuten lässt: junge Leute in ihrer eigenen Sprache mit klaren Worten über HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen aufklären. (Hinten auf den T-Shirts stand: „Aber sicher!“)

Auch das Bonner Quiz, das vor allem für den Einsatz in der schwulen Szene konzipiert worden ist, zählte zu den Preisträgern. Darüber freute sich das Team von ICH WEISS WAS ICH TU (IWWIT) ganz besonders: Wir sind Partner des Projekts!

Ehrung für DARKANGEL: Dirk Sander (DAH), Philipp Rösler (FDP), Rolf de Witt (manCheck)

Die Bonner haben es entwickelt und dockten an IWWIT an, weil Quiz und Kampagne bestens zueinander passen: Beide legen Wert auf gute Fragen, kluge Antworten und schickes Design. So gab bei der Projektion des Quiz‘ auf die Leinwände der Preisverleihung IWWIT den Farbton an, während Oliver Schubert von der Aids-Hilfe Bonn gekonnt den Showmaster spielte („Was nützt Boris Becker das Kondom am Flughafen, wenn er es in der Besenkammer gebraucht hätte?“).

„Wir freuen uns riesig über den Preis“, sagte Oliver dann im Anschluss an die Preisverleihung. „Von dem Geld werden wir endlich richtig gute Buzzer für das Spiel anschaffen. Die kann man dann über IWWIT ausleihen, so dass unser Quiz in möglichst vielen Städten zum Einsatz kommen kann.“

Ebenfalls „ausgezeichnet“: „DARKANGEL – safer clubbing“ vom Berliner Projekt manCheck. DARKANGEL gibt schwulen Männern im Nachtleben Gelegenheit, ein „Bekenntnis“ zu Safer Sex abzulegen – zum Beispiel per Sticker, dessen Aufschrift „safer tonight“ im Dunkeln leuchtet.

DAH-Schwulenreferent und Jury-Mitglied Dirk Sander lobte in seiner Laudatio besonders, dass DARKANGEL hilft, öffentlich zu machen, wie viele schwule Männer Safer Sex bevorzugen: „Wir wissen, dass das Schutzverhalten schwuler und bisexueller Männer – entgegen den immer wieder zu hörenden Unterstellungen von ,zunehmender Sorglosigkeit‘ – ungebrochen hoch ist“. Es komme darauf an, das „hervorzuheben und zu bestärken“.

Um Leute dabei zu unterstützen, sich zu schützen, braucht es, wie Minister Rösler in seiner schwungvollen und sachkundigen Rede sagte, „immer wieder neue Ideen und Ansätze“. Viele verdammt gute waren gestern in Berlin zu sehen!

(Holger Wicht)

Was sonst noch gesagt wurde und wer alles gewonnen hat, steht im Blog der Deutschen AIDS-Hilfe: „Ausgezeichnete Prävention“

Alle nominierten und prämierten Projekte auf der Homepage des Wettbewerbs