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Harvey, die Erste

Geschichtsstunden mit der „Gay History Box". Heute: "The Times of Harvey Milk"

In der „Gay History Box“ der Edition Salzgeber sind fünf wichtige Dokumentationen über queeres Leben gesammelt erhältlich, die in jede Schule gehören. IWWIT stellt jeden Samstag einen der Filme vor. Heute: „The Times of Harvey Milk“

The Times of Harvey Milk DVD Cover

„The Times of Harvey Milk“ gewann 1985 den Oscar als „Best Documentary“. Damals wurden Oscars noch „gewonnen“ und „gingen“ nicht einfach an jemanden. Während Produzent Richard Schmiechen die Dankesrede hielt, stand Regisseur Rob Epstein lächelnd hinter ihm auf der Bühne und freute sich wohl schon auf den Fortgang seiner Karriere: Er erhielt nur fünf Jahre später für „Common Threads: Tales from the Quilt“ (auch der findet sich in der „Gay History Box“) seinen zweiten Acadamy Award – und seitdem viele, viele weitere Filmpreise, unter anderem zwei Teddys für „The Celluloid Closet“ und „Paragraph 175“.

Dass Epstein als Dokumentarfilmer nicht so berühmt geworden ist wie Michael Moore, liegt wohl an seinen Themen: Alle seine Filme handeln von der Sichtbarkeit schwulen Lebens oder deren Notwendigkeit, egal ob in der Politik, im Alltag oder im Medium Film selbst. Zusammen mit seinem Produktionspartner Jeffrey Friedman dreht Epstein seit 20 Jahren kulturelle und historische Steine um, unter denen schwules Leben zum Vorschein kommt. „The Times of Harvey Milk“ war Epsteins erste Großtat.

Der Dokumentarfilm über den ersten offen schwulen Mann der Welt in einem bedeutenden politischen Amt – Milk war Stadtrat und Vertreter des Bürgermeisters – ist auch heute noch beeindruckend und von erstaunlicher Aktualität.

Große Teile des Spielfilms „Milk“, für den Sean Penn vor zwei Jahren einen Oscar gewann, lassen sich direkt auf Epsteins Rekonstruktion zurückführen, was „Milk“-Regisseur Gus van Sant unumwunden zugibt: Ohne Epsteins Film würde es meinen wahrscheinlich nicht geben“, sagte der Oscarpreisträger in Interviews.

Der Film zeigt Milk als Menschen mit Stärken und Schwächen

Eigentlich wollten Schmiechen und Epstein 1978 eine Dokumentation über Milks Kampf gegen „Proposition 6“ drehen, einen Zusatz zur Stadtverordnung San Franciscos, der es möglich gemacht hätte, offen schwule Stadtangestellte, Lehrer und Erzieher aufgrund ihrer sexuellen Orientierung fristlos zu entlassen. Dass die Mehrheit der Bevölkerung letztlich gegen den Zusatz stimmte, war Harvey Milks Verdienst und ist sein politisches Vermächtnis.

Den Mann dahinter auf Zelluloid zu bannen, machte sich Epstein zur Aufgabe, als Milk erschossen worden war. Das scheint für die Ewigkeit gelungen. Wo van Sant in „Milk“ seinen Hauptprotagonisten zu einem kämpferischen Helden stilisiert, der sich für die Seinen umbringen lässt, blitzen in „The Times of Harvey Milk“ auch die anderen Seiten des Mannes auf: seine Eitelkeit, seine Medienhörigkeit, sein Jähzorn, sein Starrsinn, aber auch sein Sinn für Humor und seine Liebenswürdigkeit.

„Milk“ ist ein Denkmal, „The Times of Harvey Milk“ ein Dokument, das Milks Leben in einen größeren Zusammenhang stellt.

(pasch)

„The Times of Harvey Milk”, D/USA 1984–1999

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