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Politik & Gesellschaft

Willkommen zuhause!

Die ganz persönliche Geschichte von IWWIT-Rollenmodell Junior hat jetzt ein Happy End!

Manche Geschichten brauchen ein bisschen bis zum Happy End. Die von unserem Rollenmodell Junior hat seit Montag eins: Er ist jetzt Deutscher, auch ganz offiziell

Im Bürgeramt des Berliner Bezirks Kreuzberg-Friedrichshain nahm der 21-Jährige freudestrahlend seine Einbürgerungsurkunde entgegen, drückte erst seinen deutschen Ziehvater und fragte dann vorsichtig die Sachbearbeiterin: „Darf ich Sie auch umarmen?“. Er durfte. Wirklich alle Beteiligten waren froh darüber, dass Juniors Weg durch die Behörden jetzt zu Ende ist.

Denn der war lang und kompliziert: Junior kam nach Deutschland, als er zehn war, gemeinsam mit seiner Halbschwester Yanga, der gemeinsamen Mutter und deren neuem Ehemann, einem Deutschen. Die Familie lebte in einem kleinen Ort bei Stuttgart.

Als Junior 14 war, gerieten die Mutter und der Stiefvater mit dem Gesetz in Konflikt und wurden zu mehreren Jahren Gefängnis verurteilt. Er und seine Schwester kamen zu einer Tante nach Berlin, bei der die beiden aber nicht willkommen waren. Große Schwierigkeiten gab es, als Junior mit 15 sein Coming-out hatte.

Die Geschwister wandten sich ans Jugendamt und zogen in ein Projekt für betreutes Wohnen. Aber auch dort kamen sie nicht zur Ruhe: Sie sollten abgeschoben werden, weil ihr Aufenthaltsrecht durch die Straftat der Mutter erloschen war. Und das, obwohl in Kamerun Homosexuellen bis zu sieben Jahre Gefängnis mit schwerer Zwangsarbeit drohen und das gesellschaftliche Klima dazu führt, das Schwule von ihren Familien verstoßen oder sogar getötet werden.

Viele, viele Menschen setzten sich nach einem Aufruf des queeren Berliner Stadtmagazins Siegessäule und Berichten in anderen Medien dafür ein, Juniors Abschiebung zu verhindern, darunter Peter Plate von Rosenstolz, Comedian Thomas Hermanns, der Abgeordnete Thomas Birk (Grüne) sowie Klaus Lederer, Chef der Berliner Linken.

Nachdem sich außerdem mehr als zwei Dutzend Spender gefunden hatten, die sich bereit erklärten, Juniors Leben bis zu seiner Volljährigkeit zu finanzieren, bekam er erst eine befristete, dann vor zwei Jahren eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis.

Und nun also endlich die Einbürgerung. Junior hat selbst viel dazu beigetragen, dass sie möglich wurde, indem er sich in der Schule und in seiner Berufsausbildung sehr engagiert hat. Er war Konfliktschlichter und Schulsprecher seiner Schule in Berlin-Moabit und schloss innerhalb von drei Jahren mehrere Ausbildungen erfolgreich ab: Er ist unter anderem Modenäher und Modeschneider. Nun studiert er in Stuttgart auf einer der besten Modeschulen Deutschlands Design. Und engagiert sich bei ICH WEISS WAS ICH TU. Er spricht drei Sprachen und sagt von sich selbst: „Ich bin Deutscher. Ich lebe hier schon viel länger als ich je in Kamerun gelebt habe und fühle mich hier einfach zu Hause.“

Dann noch mal, jetzt auch ganz offiziell: Willkommen daheim!

(pasch)