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Kannst du Gummi?

Kannst du Gummi? Die Info-Card zu Kondomanwendungsfehlern.
Kannst du Gummi? Die Info-Card zu Kondomanwendungsfehlern. (Foto: DAH)

Kondome sind nicht nur ein sicheres Verhütungsmittel, sondern auch einfach zu benutzen: aufreißen, Kondom auspacken und drüberziehen. Klingt eigentlich ganz easy. Doch Pannen und Anwendungsfehler sind keineswegs selten.

Der 13. Februar ist International Condom Day der AIDS Healthcare Foundation. Grund genug, sich mal wieder ausführlich mit dem Gummi zu beschäftigen. Fakt ist: Deutschland greift zum Gummi. Jahr für Jahr wachsen die Absatzahlen, 2013 wurden imposante 241 Millionen Stück verkauft, auch bunte, genoppte und solche mit Aroma. Doch die Mehrheit will weder Bananen- noch Vanillegeschmack, sondern greift zum Standardprodukt: Transparent und in der EU-normierten Standardgröße für einen Penis von etwa 10, 5 Zentimetern Umfang, was einer Breite von 52 Millimetern entspricht. Nun also schnell das Gummi über den Penis gezogen, und dann kann es auch schon losgehen – allerdings nur, wenn man auch wirklich alles beachtet hat. Denn nur so lassen sich „Kondomumfälle“ vermeiden, zum Beispiel, dass die Gummis reißen oder beim Sex abrutschen. Kannst du Gummi? Die Info-Card zu Kondomanwendungsfehlern. (Foto: DAH)Wenn einem das passiert, kann es womöglich an der falschen Kondomgröße liegen. Diese Erfahrungen hat Marc Grenz vom schwulen Infoladen Hein & Fiete in Hamburg nicht nur bei Beratungsgesprächen, sondern auch beim Kondomführerschein gemacht, den das Projekt immer wieder als unterhaltsamen Safer-Sex-Praxistest auf Straßenfesten anbietet. Wer sich für das Dokument qualifizieren möchte, muss das richtige Kondom auswählen, korrekt über einen Dildo ziehen und einsatzbereit machen. Was Marc immer wieder überrascht: „Viele haben nicht auf dem Schirm, dass Gleitgel fettfrei sein muss. Fetthaltige Mittel wie Massageöl, Bodylotion, Handcreme, Crisco oder Vaseline greifen nämlich das Latexmaterial an.“ Und auch bei der richtigen Kondomgröße verschätzen sich einige – nicht nur beim Dildotest, sondern auch, wenn es tatsächlich zur Sache geht. Dabei ist es nicht einmal so, dass vor allem Angeber Wunsch und Wirklichkeit verwechseln und deshalb zur XXL-Variante greifen. Marc hat in der Beratungsarbeit immer wieder die genau gegenteilige Erfahrung gemacht: dass gut bestückte Kerle zu dem greifen, was gerade verfügbar ist, und das ist dann meist das Standardmodell für den besagten 10,5-Zentimeter-Durchschnittspenis.

Kannst du Gummi? Info-Card listet 5 typische Kondomanwendungsfehler auf.
Kannst du Gummi? Info-Card listet 5 typische Kondomanwendungsfehler auf. (Foto: DAH)

Wie aber findet man das „richtige“ Kondom? Entscheidend ist die Breite: Neben der Standardbreite von 52 Millimetern gibt es auch kleinere Kondome mit etwa 49 Millimetern, größere mit 60 Millimeter Breite für einen Penisumfang von etwas mehr als 12,0 cm oder Gummis in einer Breite von 69 Millimetern für einen Penisumfang von etwas mehr als 14,0 cm. Ein praktisches Tool ist hier das „Online-Kondometer“: Einfach Penis-Umfang und Länge messen, unter http://www.machsmit.de/kondom/das_passende.php eintragen, und schon erfährt man die eigene Kondomgröße. Kannst du Gummi? Info-Card listet 5 typische Kondomanwendungsfehler auf. (Foto: DAH)

Wenn das Präservativ richtig sitzt und mit dem richtigen, also wasserlöslichen oder auf Silikonbasis hergestellten Gleitgel gut eingeschmiert ist, kann eigentlich fast nichts mehr schiefgehen. Sollte das Gummi dennoch reißen, liegt es in der Regel nicht am Material, sagt Hans-Roland Richter. Er ist der Vorsitzende der Deutschen Latex Forschungsgemeinschaft Kondome e.V. Die Herstellung von Präservativen fällt in Deutschland unter das „Medizinproduktegesetz“, wie Richter im Gespräch erklärt. Das heißt, die Sicherheitsstandards sind ausgesprochen hoch, kontrolliert und sogar EU-weit einheitlich festgelegt. Dafür steht das auf den Packungen abgedruckte CE-Kennzeichen bzw. die Normbestimmung DIN EN ISO 4074:2002. In Deutschland produzierte Kondome mit dem DLF-Gütezeichen der Deutschen Latex Forschungsgemeinschaft haben sogar noch ein paar Prüfungen extra überstanden. Damit geht Mann also in jedem Fall auf Nummer sicher (und packt sich für Reisen in außereuropäische Länder am besten einen ausreichenden Vorrat mit in den Koffer). „Wenn ein Gummi tatsächlich mal platzt, liegt das eigentlich immer an einem Anwendungsfehler“, versichert Richter.

Wasdie häufigsten Fehler sind, listet ICH WEISS WAS ICH TU kurz und knackig auf seiner neuen Info-Card „Kannst du Gummi?“ auf, die ab März 2014 in der Szene verteilt wird. Das sind:

  • Fettfreies Gleitmittel benutzen
    Kondome können sonst leicht reißen. Spucke ist kein Gleitmittel.
     
  • Kein Gleitmittel ins Kondom
    Das Gummi kann sonst leicht abrutschen.
     
  • Die richtige Größe benutzen
    Zu kleine Kondome können reißen, zu große abrutschen.
     
  • Öfter mal wechseln
    Für jeden Partner ein neues Gummi, bei längerem Fick nach ca. 30 Minuten wechseln.
     
  • Gummis richtig lagern
    Kondome nicht der direkten Sonne aussetzen und nicht zu lange in der Hosentasche tragen.

Wer nicht nur lesen möchte, kann sich auf der neuen ICH WEISS WAS ICH TU-Website diese Infos in einem coolem Animationsspot ansehen. Neugierig geworden? Dann klick ab dem 26. Februar einfach mal auf www.iwwit.de

Von Axel Schock

Freier Autor und Journalist, schreibt seit 2010 Beiträge für aidshilfe.de und magazin.hiv.