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Gesundheit & Safer Sex

„Lues“ is back in town! – Warum der Syphilis-Test Routine werden sollte

Lues klingt zwar wie der Name einer Indie-Rockband. Für Partystimmung sorgt er aber nicht: Hinter Lues verbirgt sich die Syphilis. Wer sich infiziert, sollte nicht den Kopf hängen lassen. Mit zwei Penicillin-Spritzen in den Po sind die Erreger hinüber.

Manch einer behauptet, der treuste Begleiter des Menschen sei der Hund. Ein Irrtum. Denn viel anhänglicher als jeder Vierbeiner ist Treponema pallidum. Dieses Bakterium fühlt sich im menschlichen Körper so wohl, dass es noch in keinem anderen Lebewesen auf dem Planeten nachgewiesen worden ist. Leider verhält es sich seinem Wirt gegenüber wie eine Clique Ibiza-Touristen im Hotel: Erst harmlos tun und dann das Zimmer zerlegen.

So verläuft eine Syphilis
Treponema pallidum ist der Erreger der Syphilis beziehungsweise Lues. Wer sich infiziert, entwickelt nach zwei, drei Wochen an der Eintrittsstelle ein Knötchen. Das tut nicht weh und wird deshalb gerne mal ignoriert oder – falls im Popo – gar nicht bemerkt. In der zweiten Phase wehrt sich der Körper gegen das Bakterium. Zu den Folgen können unter anderem Fieber und Hautausschlag gehören. Jucken tut es nicht. Danach passiert jahrelang nichts. Der kleine Fiesling vermehrt sich und hält Ruhe. Aber dann! Knoten am ganzen Körper! Zerstörtes Gewebe! Taubheit! Blindheit!

So wird therapiert
Zum Glück kommt es dazu selten, weil die Syphilis früh genug entdeckt wird. Zur Therapie benutzen Ärzte das gute alte Penicillin. In der Regel bekommt der Patient im Abstand weniger Wochen zwei Spritzen in die Hinterbacken gejagt. Dann sind die Erreger hinüber. Voraussetzung dafür ist freilich, dass der Patient sich hat testen lassen.

Mehr Infektionen als noch vor 10 Jahren
Wie wichtig das gerade für Schwule in Großstädten ist, zeigen ein paar Zahlen des Robert Koch-Instituts. Jährlich infizieren sich derzeit mehr als 5.000 Menschen in Deutschland, viel mehr als noch zwischen 2004 und 2010. Vier von fünf dieser Menschen sind Männer, die Sex mit Männern haben. Besonders häufig tritt die Syphilis in den Großstädten Berlin, Hamburg und Köln auf und hier vor allem bei 30- bis 39-Jährigen. Danach folgt die Altersgruppe der unter 25- bis 29-Jährigen. So viel zur weit verbreiteten Meinung „Solche Krankheiten haben doch nur 40-Jährige, die sich in Fickschuppen rumtreiben.“

Saftiger Sex – So steckt Mann sich an
Was die Übertragungswege anbelangt, ist das Biest wenig wählerisch. Hauptsache es gibt saftigen Sex. Wenn sich zum Beispiel jemand die „Syph“ beim Blasen eingefangen hat, dann reicht beim nächsten Date schon ein gieriger Zungenkuss und schwups – kann man sich infizieren. Besonders gefährdet sind allerdings Männer, die ohne Gummi ficken. Und das sogar im doppelten Sinne. Der ungeschützte Analsex macht es zuerst der Syphilis leicht. Danach kann die Syphilis einer anderen Infektion die Tore öffnen: HIV. Das liegt daran, dass die Schleimhaut dort durchlässiger wird, wo die Syphilis eingedrungen ist. An diese Stelle wandern die Immunzellen des Körpers, um die Bakterien zu bekämpfen. Genau diese Zellen sind es aber, auf die das Virus schon wartet. Wer Pech hat, holt sich kurz nach der Syph also auch noch HIV.

So: auf zum Test
Was tun? Ehrlich zu sich selber sein! Wer regelmäßig Sexdates hat, sollte sich auch regelmäßig testen lassen. Am besten gleich in der Kombi: Wenn der nächste HIV-Test ansteht, einfach mit auf Lues untersuchen lassen. Denn je früher das Bakterium entdeckt wird, desto besser für den Körper. Und für die nächsten Sexpartner sowieso.

Viele Teststellen, bei denen du einen HIV-Test machen lassen kannst, bieten auch Tests zu anderen sexuell übertragbaren Infektionen an, wie Syphilis. Unter https://www.iwwit.de/safer-sex findest du auch eine Karte mit Teststellen

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Wer sich mit Syphilis infiziert, sollte nicht den Kopf hängen lassen: Mit zwei Penicillin-Spritzen in den Po sind die Erreger hinüber.

Von Donna Summer

„Donna Summer“ ist ein Pseudonym. Die Autor*in dieses Artikels möchte aufgrund der Stigmatisierung von HIV als freiberufliche*r Journalist*in nicht namentlich genannt werden. We love you, we support you!