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Leben mit HIV

„Machst du Witze?“ Florians HIV-Coming-out – Mein HIV-Coming-out (Teil lll)

Mit Anfang 20 steckte sich Florian bei seinem Partner mit HIV an. Sein Freundeskreis ist von Anfang an eingeweiht. Die Familie weiß hingegen nichts von der Infektion des inzwischen 26-Jährigen. Teil 3 unserer Serie über HIV-Coming-outs.

Mit Anfang 20 steckte sich Florian bei seinem Partner mit HIV an. Sein Freundeskreis ist von Anfang an eingeweiht. Die Familie weiß hingegen nichts von der Infektion des inzwischen 26-Jährigen. Teil 3 unserer Serie über HIV-Coming-outs.

Der erste, der von meiner Infektion erfuhr, war mein Mitbewohner. Ich hatte ihm erzählt, dass ich einen HIV-Test plane, und so nahm er mich sofort in die Mangel, als ich von dem Termin zurückkam. Ich selbst hatte bereits geahnt, dass der Test positiv ausfallen könnte. Mein Mitbewohner dagegen war vom Testergebnis überrascht. „Machst du Witze?“, fragte er mich. Ich entgegnete, dass ich mit HIV bestimmt keine Scherze machen würde. Er reagierte sehr einfühlsam und unser gutes Verhältnis hat sich seitdem nicht verändert.

Noch am selben Tag rief ich meine besten Freunde an. Ich brauchte sie jetzt dringender als je zuvor, und die Gespräche halfen mir. Außerdem kontaktierte ich die letzten beiden Männer, mit denen ich Sex gehabt hatte. Wir hatten Kondome benutzt, aber mir war trotzdem wichtig, sie zum Test zu schicken.

In den ersten Monaten nach der Diagnose habe ich meine Infektion thematisiert, bevor es zu Sex kam. Die allermeisten Männer hatten damit kein Problem. Es hat aber auch nie einer zugegeben, selber positiv zu sein, obwohl ganz sicher der eine oder andere dabei war. Nur ganz wenige Jungs sagten nach meinem HIV-Outing, in dem Fall wollten sie lieber keinen Sex mit mir haben. Einer von ihnen fing beinahe an zu weinen. Wir hatten uns in einem Club kennengelernt, uns super unterhalten und wollten zu mir nachhause gehen. Die Situation war schon ein bisschen seltsam, weil ich ihn wegen meiner eigenen Infektion trösten musste.

Beschimpft hat mich noch nie jemand. Trotzdem verzichte ich bei Sexdates inzwischen darauf, über HIV zu sprechen. Ich bin seit Jahren unter der Nachweisgrenze und kann niemanden anstecken. Meine Eltern habe ich ebenfalls nicht eingeweiht. Ich bin in Therapie und mir geht es gut. Ich würde meine Familie mit der Nachricht nur unnötig belasten.

Hier geht’s zu Teil I und Teil II unserer Mini-Serie.

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Florian sagt selbst: ‚Ich bin in Therapie und mir geht es gut.‘. Seiner Familie sagt er aber dennoch nicht bescheid, denn er findet, ‚ich würde sie mit der Nachricht nur unnötig belasten.‘ Aus diesem Grund will er auch anonym bleiben.

Von Donna Summer

„Donna Summer“ ist ein Pseudonym. Die Autor*in dieses Artikels möchte aufgrund der Stigmatisierung von HIV als freiberufliche*r Journalist*in nicht namentlich genannt werden. We love you, we support you!