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Ein Fest zum Abschied

Das starbesetzte schwule Aidsdrama „It’s my Party“ erscheint nach zwei Jahrzehnten erstmals auf DVD und Blu-ray

Randal Kleiser hatte als Regisseur ein Händchen für Blockbuster. Sein größter Hit, das Filmmusical „Grease“, machte John Travolta und Olivia Newton-John zu Weltstars und zum Leinwand-Traumpaar. 

1995 wagte der damals 49-Jährige dann etwas völlig anderes: Komplett selbst finanziert, mit schmalem Budget und ohne großes Filmstudio im Rücken, verfilmt er mit „It‘s my Party“ eine gleichermaßen persönliche wie kontroverse Geschichte. Nun ist der Film auf DVD und Blu-ray erschienen.

Trennung in nur wenigen Filmminuten

Du wirst mich doch nicht verlassen, oder?“ Nick, der gerade seine Aids-Diagnose bekommen hat, stellt diese Frage seinem Lebensgefährten nur rhetorisch. Doch nur wenige Filmminuten später hat Brandon den erkrankten Partner schon aus dem gemeinsamen Haus geworfen. 

Für die Entfremdung des Paares bis zur Trennung benötigt Randal Kleiser nur ein paar kurze Szenen. Ist es die Angst vor einer Infektion oder davor, sich vielleicht bald schon um einen Sterbenden kümmern zu müssen, die aus Brandon (gespielt von Gregory Harrison) einen ziemlich kaltschnäuzigen Mistkerl machen? Oder war die Beziehung eh dem Ende nahe?

Das letzte Fest 

Ein Jahr später: Die Aids-Erkrankung hat bei Nick zu einem Hirntumor geführt. Seine Sehkraft ist bereits eingeschränkt. Noch ein, zwei Wochen und er wird nicht mehr Herr seiner Sinne sein. Das will Nick aber nicht erleben, sondern – solange er noch bei klarem Verstand ist – seinem Leben selbst ein Ende setzen. Und seinen Abschied feiern.

Das zweitätige Abschiedsfest drehte Kleiser in seiner eigenen Villa samt Luxuspool. Die Gäste: Hollywood-Stars, die beruflich und freundschaftlich eng mit dem Regisseur verbunden sind. Darunter tummeln sich Oscar-Gewinner_innen wie Lee Grant und Marlene Matli, George Segal und natürlich Olivia Newton-John. Hauptdarsteller Eric Roberts (der Bruder von Schauspielerin Julia) hat sogar sein eignes Pferd für die Drehabreiten zur Verfügung gestellt. 

Es müssen merkwürdige Dreharbeiten gewesen sein. Denn die meisten Gäste, waren nur wenige Jahr zuvor auf jener Party, die hier nachgespielt wird. Hinter der Figur des Nick verbirgt sich nämlich kaum verschlüsselt Randal Kleisers Lebensgefährte Harry Stein, der damals nach einem Abschiedsfest seinem Leben ein Ende setzte.

Kein makelloses Meisterwerk

Um es vorweg zu nehmen: „It’s my Party“ ist kein makelloses Meisterwerk geworden. Es werden schlicht zu viele Figuren und damit zu viele Aspekte und Geschichten queeren Lebens in die Handlung eingeführt, als dass die Charaktere wirklich an Profil und Konflikte an Tiefe gewinnen könnten.

Dennoch ist es schade, dass „It’s my Party“ nach einem vergleichsweise enttäuschenden Kinoeinsatz in den USA und in Europa weitgehend aus dem Bewusstsein verschwunden ist. 

„Philadelphia“ hat fraglos mehr Zuschauer_innen zu Tränen gerührt und sich deshalb auch mehr als einer der zentralen Aidsfilme ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. 
„It’s my Party“ aber ist auf seine Weise authentischer, und ja: auch verstörender. 

An „It’s my Party“ ist vor allem bemerkenswert, wie offen Kleiser mit dem Thema aktive wie passive Strebehilfe in Zeiten von Aids umgegangen ist. Nicht, dass Kleiser es intensiv debattiert hätte, aber er beleuchtet das Thema aus verschiedensten Perspektiven. 

Da ist etwa Nicks junger Neffe, der sich wünschte, er hätte erst nach dem Vollzug vom geplanten Freitod des Onkels erfahren. Oder ein Freund von Nick, der als gläubiger Katholik durch die Nachricht in Gewissenskonflikte gerät und glaubt, ihn von der Tat abhalten zu müssen. 

In kurzen Rückblenden wird zudem auch deutlich, was der Freitod von Schwersterkrankten ebenfalls bedeutet: nämlich die Souveränität über den eigenen Körper und den unaufhaltsamen Zerfall zu bewahren und damit das eigene Leid zu verkürzen. Kleiser zeigt aber auch, dass nicht jeder Freitod gelingt – und Freund_innen die Sache zu Ende bringen müssen. Dies sind Entscheidungen, die jeden der Beteiligten in ein kaum lösbares moralisches Dilemma stürzt und in den Hochzeiten der Aidskrise keineswegs ein singuläres Ereignis waren. Innerhalb der HIV/Aids-Community aber wurde darüber kaum gesprochen, nicht zuletzt auch aus juristischen Gründen. Umso bemerkenswerter, wie Randal Kleiser genau das ins Zentrum seines Films rückte – auch auf die Gefahr hin, dass ihm damit eben kein Kassenerfolg wie „Philadelphia“ gelingt. 

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Einsendeschluss: 30. Juni 2019, 23:59 Uhr

„It’s my Party“. USA 1996
Regie Randal Kleiser. Mit Eric Roberts, Gregory Harrison, Olivia Newton-John, Margaret Cho, Bronson Pinchot, George Segal, Lee Grant, Marlee Matlin, u.a., 110 min.
DVD/Blu-ray erschienen bei Vocomo Movies

Originaltrailer von 1996 (in der englischsprachigen Originalfassung)
deutscher Trailer

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Von Axel Schock

Freier Autor und Journalist, schreibt seit 2010 Beiträge für aidshilfe.de und magazin.hiv.