Fetisch – eine Welt voller Entdeckungen

Fetisch: Leder, Latex, Peitschen, Fisten und vieles mehr. Bei vielen dreht sich sofort das Gedankenkarussell, wenn sie den Begriff hören. Jeder hat seine Vorstellungen davon. Aber stimmen die mit der Realität überein?

Wer denkt denn zum Beispiel daran, dass ein Piercing oder ein Tattoo auch schon als Fetisch gilt?

Es gibt eben auch heute noch viele Vorurteile. Um gleich mit dem häufigsten aufzuräumen:

Fetisch ist keine Frage des Alters. Viele Fetisch-Spielarten finden auch Jüngere geil, und selbst Fetischclubs erleben momentan einen verstärkten Zuwachs von jüngeren Mitgliedern.

Viele Clubs reagieren auf dieses Interesse und bieten spezielle Kurse zu einzelnen Praktiken an, wie zum Beispiel Bondage.

Dennoch: Beim Thema Fetisch gibt es Unwissenheit und zum Teil auch Ablehnung. Da heißt es schnell, Fetisch-Liebhaber sind alle schmerzgeil. Oder: Wer einen Fetisch hat, sollte lieber mal zum Therapeuten gehen.

Diese Behauptungen sind schlicht falsch. Diese Seite geht das Thema sachlich und entspannt an: Hier werden beliebte Praktiken vorgestellt, auf Infektionsrisiken hingewiesen und selbstverständlich dazugehörige Safer-Sex-Maßnahmen beschrieben.

Wer sich noch umfassender informieren will, geht auf www.fetisch-ist-grenzenlos.eu. Dort findet sich ein umfangreiches Sammelwerk der verschiedenen Spielarten.

Dieses ist von den Sozialbeauftragten der Leder und Fetisch Community zusammengestellt worden, mit deren Unterstützung auch diese Seite entstanden ist.

So ist es:
BDSM (kurz SM) steht für „Bondage & Discipline, Domination & Submission, Sadism & Masochism“ und ist der größte sexuelle Fetischbereich. Hier geht es um Unterwerfung, Beherrschung, Schmerzen und Belohnung. Für den Lustgewinn des aktiven Parts (Top) steht das Dominieren des passiven Gegenparts (Bottom) im Vordergrund.Den meisten Passiven geht es darum, jegliche Verantwortung abzugeben. Dabei muss es beim SM nicht immer zu sexuellen Handlungen kommen. Auch verbale Erniedrigung oder „nur“ der Einsatz von Peitsche, Rohrstock und Fesseln kann sexuelle Befriedigung schaffen.
 
Was passieren kann:
Beim BDSM ist Vertrauen das oberste Gebot. Daher solltest du dich auf einer SM-Sexparty auch nicht direkt an ein Andreaskreuz binden und von Unbekannten auspeitschen lassen. Wenn SM-Spielzeuge zum Einsatz kommen, sollten diese für jeden neuen Partner gründlich desinfiziert werden, um mögliche Infektionen zu vermeiden.
 
Worauf es ankommt:
  • Gegenseitiges Vertrauen ist das Wichtigste beim BDSM.
  • Drogen sollten für den aktiven Part tabu sein: Wenn du der aktive Part bist, solltest du zu jeder Zeit klar sein und verantwortlich handeln.
  • Vereinbare mit deinem Partner ein Code-Wort, dessen Nennung sofort euer Spiel beendet.
  • Wenn du SM-Spielzeug mit mehreren Partnern teilst, solltest du auf eine sorgfältige Desinfektion (z. B. mit Desinfektionsmittel auf Alkoholbasis; Einwirkzeit mindestens 30 Sekunden) der Toys achten.
  • Es gelten die gleichen Safer-Sex-Regeln wie bei jeder anderen sexuellen Spielart.
So ist es:
Für den einen unvorstellbar, für den anderen die vielleicht größte sexuelle Befriedigung: eine Faust im Arsch haben. Man spricht hier von Fisten (aus dem Englischen: fist = Faust). Der aktive Part ist der Fister, der passive wird Fistee genannt. Neben dem Fisten in den eigenen vier Wänden erfreuen sich innerhalb der Fetischszene auch Fistpartys einer großen Beliebtheit.
 
Was passieren kann:
Der Anus ist wie jeder andere Muskel trainierbar und kann behutsam und vorsichtig gedehnt werden. Zu schnelles Eindringen und/oder gewaltsame Bewegungen können jedoch zu einer Analfissur führen, einem Einriss der Afterschleimhaut. Auf Sexpartys ist der Gebrauch von neuen Handschuhen für jeden neuen Partner wichtig. Denn beim Fisten ist es relativ leicht, sich mit Hepatitis C zu infizieren, einer Infektion, die ausschließlich über Blut übertragen wird. Dafür reichen oft schon kleinste, nicht sichtbare Mengen. Eine Übertragung von HIV ist bei dieser Spielart theoretisch denkbar, aber eher unwahrscheinlich.
 
Worauf es ankommt:
  • Taste dich langsam und mit einem Partner, dem du vertraust, ans Fisten heran.
  • Die passende Umgebung ist wichtig, damit du dich als passiver Part wohlfühlst und richtig entspannen kannst.
  • Nimm für jeden Partner, den du fistest, neue Handschuhe.
  • Verwende bei einer Sexparty für jeden Partner nur ein für ihn bestimmtes Gleitmittel. Schreib z. B. die Namen auf den Gleitmitteltopf.
  • Drogen sollten für den aktiven Part ein Tabu sein, damit er nicht die Kontrolle verliert und den passiven Part womöglich verletzt.
  • Für manchen Fistee gehören bewusstseins- oder schmerzreduzierende Drogen dazu. Neben Poppers ist das vor allem Ketamin – ein schmerzstillendes Betäubungsmittel. Eine zu hohe Dosis Ketamin kann lebensgefährlich sein.
So ist es:
Während man für Sex zu dritt noch den lockeren Begriff „flotter Dreier“ gefunden hat, wurde es den Sprachschöpfern ab der vierten Person zu viel. Da heißt die Sache schlicht Gruppensex. Diese in der schwulen Sexszene verbreitete Fetisch-Spielart kann man in den sogenannten Darkrooms vieler Kneipen und Clubs ausleben. Doch auch Gruppensex im privaten Rahmen ist durch die Dating-Möglichkeiten im Internet einfacher geworden.
 
Was passieren kann:
Da Gruppensex lediglich beschreibt, dass mehrere Personen miteinander Sex haben, hängen mögliche Infektionsrisiken natürlich davon ab, was genau die einzelnen Beteiligten miteinander machen. Grundsätzlich gilt: Kondome schützen vor HIV und senken das Risiko einer Ansteckung mit anderen sexuell übertragbaren Infektionen.
 
Überlass deinen Schutz nicht anderen oder dem Zufall: Wer an einer anonymen Sexparty teilnimmt, sollte auf den Menschen hören, dem er am meisten vertraut: sich selbst.Worauf es ankommt
  • Für jeden neuen Partner gilt: Neues Kondom benutzen!
  • Auch beim Fisten sind für jeden neuen Partner neue Handschuhe zu verwenden.
  • Lass dich auf nichts ein, worauf du keine Lust hast. Gerade bei anonymen Gruppensessions ist es wichtig, keinem Gruppenzwang zu folgen.
  • Bleib dir selbst und deinen eigenen Safer-Sex-Prinzipien treu. Verzichte lieber auf einen Sexpartner, als deinen Schutz aufzugeben.
  • Bei manchen privaten Gruppensex-Partys sind auch Drogen ein Thema. Kläre am besten vor der Party sämtliche Fakten ab und entscheide dann, ob du an der Party teilnehmen willst. Mehr Infos unter www.iwwit.de/drogen
So ist es:
Golden Shower oder Natursekt noch nie gehört? In der Szene spricht man auch eher vom Pissen. Bei dieser sexuellen Fetischart geht es darum, entweder sein Gegenüber anzupissen oder angepisst zu werden und sich unterworfen zu fühlen. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Partner nur nass gemacht, die Pisse geschluckt oder gar in den Arsch gepisst wird: Die Grenzen steckt hierbei jeder selbst.
 
Was passieren kann:
Kaum eine andere sexuelle Spielart ist von so vielen Irrtümern betroffen, was sexuell übertragbare Infektionen angeht, wie das Pissen. Daher auf den Punkt gebracht: Aus medizinischer Sicht ist der Umgang mit frischer Pisse unproblematisch. Das gilt auch, wenn der aktive Part HIV-positiv ist. Denn die Viren im Urin eines HIV-Positiven reichen nicht für eine Übertragung aus. Ansonsten bietet eine intakte Haut einen absolut ausreichenden Schutz. Pissen auf offene Wunden und Schleimhäute oder in die Augen kann jedoch eine Infektion mit Hepatitis A und/oder B hervorrufen.
 
Worauf es ankommt:
  • Eine Ansteckung mit HIV ist bei Piss-Spielen nicht möglich.
  • Kläre, ob du gegen Hepatitis A und B bereits immun oder geimpft bist. Falls nicht: Lass dich impfen.
  • In Bezug auf alle anderen sexuell übertragbaren Infektionen gilt Pisse aus medizinischer Sicht als relativ unbedenklich.
  • Pisse nicht auf offene Wunden, beanspruchte Schleimhäute oder in die Augen.
  • Abschließend noch ein praktischer Rat, den wir dir mit einem Augenzwinkern mitgeben möchten: Nimm dir auf eine Pissparty trockene Kleidung mit. Die wirkliche Gefahr steckt in einer Erkältung.
So ist es:
Fakt ist: Drogen sind in der schwulen und queeren Szene mitunter ein Thema – ganz gleich, ob auf einer SM-Party oder in einem Club. Lediglich die Substanzen können sich unterscheiden. Wer sich für das Thema Drogen und Möglichkeiten der Risikominimierung beim Konsum interessiert, findet unter www.iwwit.de/Drogen mehr Infos. Diese Tipps richten sich ausschließlich an Personen, die den festen Willen haben, Drogen zu konsumieren, oder bei ihrem Konsum entsprechenden Rat suchen. Keinesfalls wollen wir hierdurch zum Konsum anregen.
 
Was passieren kann:
Drogenkonsum ist nie ohne Risiko. Dabei macht die Dosis das Gift: Das gilt bei Alkohol genauso wie bei anderen Drogen. Überdosierungen, ungewollter Konsum oder Wechselwirkungen mit Medikamenten können zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen. Gerade im Fetischbereich ist daher wichtig, dass einer der Spielpartner einen klaren Kopf behält – in der Regel ist das der aktive Part –, wenn der andere Drogen nimmt.
 
Worauf es ankommt:
  • Der aktive Sexpartner sollte einen drogenfreien, klaren Kopf behalten. So können bei einem Zwischenfall entsprechende Hilfsmaßnahmen eingeleitet werden.
  • Lass dich niemals zum Konsum von Drogen überreden.
  • Kläre vor Spielbeginn mit den anderen Beteiligten, wie sie zu Drogen stehen, und achte darauf, dass deine Regeln Berücksichtigung finden.
  • Wenn du bestimmte Substanzen austesten möchtest, mach das mit größter Vorsicht, einer niedrigen Dosierung und der Gewissheit, dass du deinem Gegenüber vertrauen kannst.
  • Informiere dich bei uns oder auf anderen Seiten zu Substanzen, Wechselwirkungen und Risiken, z. B. unter www.iwwit.de/drogen

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