„Intergeschlechtlich zu sein, ist kein Widerspruch – es ist meine Realität.“
Robi über seine Kindheit als intergeschlechtliches Kind
Robi wurde intergeschlechtlich geboren – doch anstatt ihn so anzunehmen, wie er war, wurde sein Körper mehrfach operiert. Diese Eingriffe sollten ihn an eine medizinische Vorstellung von „männlich“ anpassen. „Ich habe das lange verdrängt“, sagt Robi rückblickend. „Es war eine große Sache, mir das bewusst zu machen und meine Intergeschlechtlichkeit zu entdecken.“
Medizinische Eingriffe ohne Zustimmung – Robis inter Erfahrung
Die Operationen fanden in seiner Kindheit ohne seine Zustimmung statt. „Das waren keine freiwilligen Entscheidungen – sondern Eingriffe in meine körperliche Unversehrtheit.“ Für Robi waren diese Maßnahmen ein massiver Eingriff in seine persönliche und geschlechtliche Selbstbestimmung.
Wie Robi seine Intergeschlechtlichkeit entdeckte
Erst Jahre später – im Austausch mit Freund:innen in der queeren, insbesondere der trans Community begann Robi seine Geschichte aufzuarbeiten. Er traf Menschen, die ebenfalls nicht in die binären Vorstellungen von Mann und Frau passen und die genau wie er für mehr Selbstbestimmung kämpfen. Auch wenn die Erfahrungen von inter und trans Menschen nicht identisch sind, erkennt Robi viele gemeinsame Herausforderungen:
„Vielfältige Körper, das Ringen um Anerkennung, Operationen, medizinische Macht – das verbindet uns.“
Diese Gemeinsamkeiten und der solidarische Zusammenhalt innerhalb der queeren Community geben ihm bis heute Kraft.
Intergeschlechtlich in einer binären Welt
Robi ist überzeugt:
„Queer zu sein bedeutet für mich, das Recht zu haben, körperlich nicht männlich oder weiblich sein zu müssen – sondern einfach inter.“
Für ihn ist es wichtig, dass Vielfalt nicht nur anerkannt, sondern auch gesellschaftlich sichtbar gemacht wird. Heute setzt sich Robi offen und laut für die Rechte intergeschlechtlicher Menschen ein. Für ihn ist Sichtbarkeit ein Akt des Widerstands – gegen Schubladendenken, gegen Zwangsoperationen, gegen Unsichtbarkeit.
„Für mich bedeutet Solidarität, zu verstehen, was andere bewegt, nach Gemeinsamkeiten zu suchen – und dann in unserer Differenz gemeinsam zu kämpfen.“
Robi ist dankbar für die Unterstützung aus der queeren Community – und setzt sich dafür ein, dass auch inter Stimmen gehört und gesehen werden.
Intergeschlechtlich: Antworten auf häufige Fragen
Intergeschlechtlichkeit ist vielfältig – genauso wie die Fragen, die damit einhergehen. In diesem Abschnitt beantworten wir zentrale Fragen rund um intergeschlechtliche Körper, gesellschaftliche Zuschreibungen und das Recht auf Selbstbestimmung.
Intergeschlechtlich zu sein bedeutet, mit einem Körper geboren zu werden, der nicht eindeutig den medizinischen Normen von „männlich“ oder „weiblich“ entspricht. Das kann sich z. B. auf Chromosomen, Hormone oder Genitalien beziehen.
Nein, das ist nicht das Gleiche. Intergeschlechtlich beschreibt körperliche Merkmale bei der Geburt. Trans bezeichnet Menschen, deren Geschlechtsidentität nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt. Trotzdem gibt es viele Gemeinsamkeiten – z. B. beim Kampf um Anerkennung und Selbstbestimmung.
In vielen Fällen wurde (und wird leider teils noch) versucht, intergeschlechtliche Körper „anzupassen“ – z. B. durch Operationen im Kindesalter. Diese Eingriffe erfolgten meist ohne Einwilligung der betroffenen Person und können schwere körperliche und seelische Folgen haben. Heute setzen sich viele Aktivist*innen für ein Ende solcher Operationen ein.
Viele Menschen erfahren erst spät, dass sie intergeschlechtlich sind – z. B. durch medizinische Untersuchungen oder wenn sie merken, dass etwas nicht zu gängigen Geschlechternormen passt. Falls du Fragen hast, kann ein interfreundlicher Arzt oder eine Beratungsstelle weiterhelfen.
Respekt, Sichtbarkeit und das Recht, über den eigenen Körper selbst zu entscheiden. Viele inter Menschen fordern außerdem ein Ende von unnötigen Operationen, bessere Aufklärung in Schulen und eine stärkere Repräsentation in Medien und Politik.
Schätzungen zufolge ist etwa 1 von 100 Menschen intergeschlechtlich – das heißt: Ihr Körper entspricht nicht der medizinischen Norm von eindeutig „männlich“ oder „weiblich“. Das betrifft weltweit Millionen von Menschen. Viele intergeschlechtliche Variationen bleiben allerdings unerkannt oder werden früh „korrigiert“, was die Sichtbarkeit weiter senkt.
Intergeschlechtliche Menschen können Merkmale haben, die sich nicht eindeutig als „männlich“ oder „weiblich“ einordnen lassen – z. B. bei Chromosomen, Hormonen oder Genitalien.
Zahlen sind schwer zu erfassen, denn viele intergeschlechtliche Menschen wissen selbst lange nichts von ihrer Körpervielfalt oder werden medizinisch nicht korrekt erfasst.
Schätzungen gehen davon aus, dass in Deutschland rund 80.000 Menschen intergeschlechtlich sind.
Das entspricht ungefähr der Bevölkerung einer mittelgroßen Stadt.
Weltweit gehen seriöse Studien davon aus, dass zwischen 0,05 % und 1,7 % der Bevölkerung intergeschlechtliche Merkmale haben. Manche Untersuchungen sprechen sogar von bis zu 3,8 % bei Geburten, wenn man alle Varianten der körperlichen Geschlechtsmerkmale mit einbezieht.
Beratung & Unterstützung für intergeschlechtliche Menschen
Wer sich mit der eigenen Intergeschlechtlichkeit auseinandersetzt, braucht manchmal Austausch, Rat oder einfach ein offenes Ohr. Zum Glück gibt es Organisationen, die sich genau dafür stark machen – von Selbsthilfe bis Menschenrechtsarbeit.
Hier findest du Anlaufstellen, die dich unterstützen können:
TransInterQueer e.V.
Intersexuelle Menschen e.V.
Intersex International Europe
Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität e.V.
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