Eigentlich sollte der Einmarsch auch ein Akt der Freude und Gemeinsamkeit sein. Aber traurig waren für mich die Momente, als Schilder vieler teilnehmender Länder ohne oder mit kaum einer Handvoll Teilnehmern einmarschierten. Eine Frau hinter Kenia, drei Jungs für die Türkei, vier Israelis, fünf für das Millionenreich China, kein Mensch hinter Angola, Ghana, Lettland, und, und, und… Die Angst und Hilflosigkeit, die hinter diesen nichtvorhandenen Gesichtern meiner schwulen und lesbischen Mitmenschen zum Vorschein kommt, schmerzt mich.
Jetzt, wo ich darüber nachdenke, schreibe und die Fotos durchklicke, muss ich weinen. Ich bin wahrlich kein sonderlich pathetischer Mensch, aber der gestrige Abend hat mir mal wieder vor Augen geführt, auf welcher Insel der Glückseeligen wir auf hohem Niveau jammern. Und dann schaffen wir es noch nicht einmal, ein dämliches Stadion vollzubekommen, um alle die zu begrüßen, denen es unter teils schwierigen Bedingungen doch möglich war, hierher zu kommen. Wir sollten uns schämen!
Am Ende erlebte der Abend doch noch seine schönen und stimmungsvollen Momente, als etwa Taylor Dayne das offizielle GayGames-Lied in Mitten gewaltiger Feuerfontainen durch das Stadion schmetterte. Und trotz Regenwetter tummelten sich Massen an erschöpften, aber zufriedenen Menschen im Anschluss in der Schaafenstrasse und feierten gemeinsam weiter. Die Spiele haben begonnen.
Euer Markus
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