21 Jahre nach seinem Tod erben zwei Aids-Organisationen in San Fransisco 140.000 Dollar vom größten Star der Disco-Ära: Sylvester
Manche Dinge brauchen etwas länger. Am 16. Dezember 1988 starb Sylvester James mit 41 Jahren an den Folgen von Aids. Der Mann hatte Musikgeschichte geschrieben. Unter seinem Vornamen Sylvester war James lange vor George Michael oder Elton John der erste offen schwule Popstar der Welt. Er hatte mit Hits wie „You make me feel (mighty real)“ und „Do you wanna funk“ Hunderttausende von Dollar verdient – und auch wieder ausgegeben. Zum Zeitpunkt seines Todes hatte der schillerndste Performer der Disco-Ära 350.000 Dollar Schulden.
Doch Sylvester bewies Weitblick: Per Testament vermachte er alle zukünftigen Einnahmen aus Tantiemen für seine Aufnahmen Aids-Organisationen seiner Heimatstadt San Francisco. 21 Jahre dauerte es, bis sich nun der Aids Emergency Fund und das Project Open Hand 140.000 Dollar teilen konnten, die Sylvester in den letzten Jahren posthum verdient hatte. Die beiden Einrichtungen kümmern sich auch heute noch um die Aids-Patienten der Kalifornischen Bay Area.
“Als ich vor sieben Jahren mit meiner Arbeit hier begann, ‚erbte‘ ich auch drei unaufgeräumte Kisten mit den Finanz-Akten aus Sylvesters Nachlass“, berichtet Mike Smith vom Vorstand des Aids Emergency Funds im „Bay Area Reporter“. „Die Akten beschrieben detailliert, dass er eine Menge Schulden hatte – und dass es keinen Plan gab, wie er aus denen je wieder rauskommt. Ich hätte nie gedacht, dass sich sein Erbe mal so auszahlt.“
Bob Brenneman, Direktor von Project Open Hand, lässt wissen, dass die Organisation mit den 34.000 Dollar, die sie jetzt bekommen hat, ihre 1.000 Klienten mit 13.000 Mahlzeiten versorgen kann.
Ursache des unerwarteten Geldsegens sind das Internet und Sylvesters frühere Plattenfirma Fantasy Records. Nachdem die Schulden des Sängers Ende der 1990er beglichen waren, hatte man dort angefangen, die Einnahmen aus seinen Titeln gewinnbringend anzulegen, bis nun juristisch geklärt werden konnte, wem sie zustehen. Da Sylvester sich auf kostenpflichtigen Musikplattformen im Internet ausgesprochen gut verkauft und seine Musik in den letzten Jahren auch immer öfter in Filmen oder Videospielen eingesetzt wird, sind weitere hohe Einnahmen zu erwarten. (Paul Schulz)