Emrah Gökmen – ‚Meine Familie – Queers in der Migrationsgesellschaft‘

Emrah Gökmen vom Projekt „Meine Familie – Queers in der Migrationsgesellschaft“ spricht beim CSD Berlin über Empowerment, Zugehörigkeit und Sichtbarkeit von queeren Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte – und fordert Anerkennung, Schutz und Solidarität.

Vielfalt ist kein Luxus, sondern ein Menschenrecht

Liebe Queers,
liebe migrantische, geflüchtete und viele andere BIPoC-queere Existenzen,
ich freue mich sehr, heute beim Berlin CSD mit euch gemeinsam hier zu sein.
Mein Name ist Emrah Gökmen, und ich bin Teil des Projekts „Meine Familie –
Queers in der Migrationsgesellschaft“ des Türkischen Bundes in Berlin￾Brandenburg.
Unser Projekt ist ein Ort des Empowerments, der Solidarität und des
Geschichtenerzählens – für queere Menschen mit Migrations- oder
Fluchterfahrung in Berlin.
Aber auch für ihre Familien, Freundinnen und Verbündeten. Berlin ist eine Stadt der Vielfalt. Eine Stadt, in der viele Menschen mit unterschiedlichen Identitäten und Zugehörigkeiten zusammenleben. Diese Vielfalt ist ihre Stärke – doch sie ist keine Selbstverständlichkeit. Denn wir alle wissen: Diese Vielfalt wird nicht immer geschützt. Und nicht immer wertgeschätzt. Immer wieder werden wir vereinfacht gelabelt: Entweder nur als LGBTQIA oder nur als Migrant*innen –
als würden unsere Identitäten nebeneinander existieren, statt miteinander
verwoben zu sein.
Doch wir sind nicht entweder-oder –
wir sind mehr.
Wir sind viele.
Wir sind Communitys, die sich nicht eindimensional definieren lassen – und es
auch nicht wollen.

Raum für Selbstbestimmung und Empowerment


Unser Projekt existiert genau aus diesem Grund:
Um unsere Lebensrealitäten mit all ihrer Komplexität sichtbar zu machen.
Um sie zu normalisieren.
Um uns zu schützen – vor Gewalt, vor Diskriminierung – und um uns gegenseitig
zu empowern.
Denn so viele Fragen sind noch offen:

  • Warum ist Gleichberechtigung für alle noch immer nicht Realität?
  • Warum soll ein solidarisches Zusammenleben unmöglich sein?
  • Warum können Menschen ihre Grundrechte nicht einfach leben?

    Wir begegnen diesen Fragen mit Hoffnung.
    Denn wir glauben:
    Liebe, Solidarität und Zusammenleben sind möglich.
    Gegen Gewalt, Hass, Queerfeindlichkeit und Rassismus –
    können wir nur gemeinsam stark sein.
    In unserem Projekt erzählen wir die Geschichten von queeren Menschen mit
    Flucht- oder Migrationserfahrung –
    und auch die ihrer Familien und Wegbegleiter*innen.
    Wir schaffen Räume, in denen Sichtbarkeit, Coming-out oder auch Nicht-Coming￾out möglich sind.
    In denen Selbstbestimmung zählt.
    In denen der Zugang zu Rechten keine Ausnahme, sondern die Norm ist.
    Denn:
    Das ist kein Luxus.
    Das ist ein Menschenrecht.
    Das ist die neue Selbstverständlichkeit, die wir gemeinsam gestalten wollen.
    Denn jede Form von Diskriminierung – ob queerfeindlich oder rassistisch –
    verengt die Räume, in denen wir leben, lieben und uns entfalten können.
  • Aber heute – hier – beim Berlin CSD, unter den Regenbogenfahnen, sagen wir laut
    und klar:
    Queers mit Migrations- und Fluchtgeschichten sind ein selbstverständlicher Teil
    dieser vielfältigen Gesellschaft.
    Wir verdienen Anerkennung. Wir verdienen Schutz.
    Wir verdienen Sichtbarkeit.
    Und wir stehen mit diesem Projekt nicht allein.
    Unser großer Dank gilt:
  • der Deutschen Aidshilfe, die uns heute eingeladen hat,
  • der Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung der Berliner
    Senatsverwaltung, die unser Projekt fördert,
  • und unserer Trägerorganisation, dem Türkischen Bund in Berlin-Brandenburg
    (TBB) – danke für eure stetige Unterstützung und euer Vertrauen.
    Zum Schluss möchte ich euch allen sagen:
    Vergesst nicht –
    wir sind hier.
    So wie wir sind.
    Mit unseren Familien.
    Mit unseren Communities.
    Mit unserer Queerness.
    Und mit diesem Projekt gehen wir weiter –
    um noch mehr Menschen zu zeigen:
    Wir sind weder falsch noch allein.
    Danke.