HIV Forschung

Die HIV Forschung steht nie still. Weltweit wird an Impfstoffen, Antikörpern, Spritzen zur Vorbeugung, neuen Therapien und sogar an Heilungsansätzen gearbeitet. Auf dieser Seite erfährst du, wo wir heute stehen, was realistisch ist – und welche Möglichkeiten du schon jetzt sicher nutzen kannst.
Startseite > HIV Forschung
Geschätzte Lesedauer 7 Minuten

Inhaltsverzeichnis

🔬 HIV Forschung
Weltweit laufen Studien zu Impfstoffen, Antikörpern und neuen Medikamenten. Die HIV Forschung macht Fortschritte, ein zugelassener HIV Impfstoff fehlt aber noch.

🧬 Warum so schwierig?
HIV verändert sich stark, versteckt sich im Körper und bildet frühe „Reservoire“. Impfstoffe und neue Therapien müssen deshalb sehr breit und über lange Zeit wirken.

💉 Seit August 2025: Spritze zum Schutz vor HIV
Die PrEP Spritze mit Lenacapavir ist seit August 2025 in der EU zugelassen. Zwei Injektionen pro Jahr schützen sehr zuverlässig vor HIV – eine sehr lang wirksame PrEP, aber keine Impfung.

💉 Seit Dezember 2020: Spritze zur Behandlung von HIV
In der EU ist seit Dezember 2020 eine Langzeittherapie mit Cabotegravir plus Rilpivirin zugelassen. Die zwei Spritzen werden je nach Schema etwa monatlich oder alle zwei Monate gegeben, halten die Viruslast niedrig, heilen HIV aber nicht.

HIV Forschung – was ist damit gemeint?

Unter HIV Forschung fallen alle wissenschaftlichen Arbeiten rund um:

  • Vorbeugung: Impfstoffe, PrEP Tabletten, PrEP Spritzen, neue Wirkstoffe
  • Behandlung: bessere Kombinationstherapien, Langzeit Spritzen, weniger Nebenwirkungen
  • Heilung: Strategien, die HIV dauerhaft aus dem Körper entfernen oder komplett ausschalten sollen

Ziele der Forschung sind zum Beispiel:

  • Infektionen zu verhindern
  • Therapien einfacher und verträglicher zu machen
  • die Lebensqualität von Menschen mit HIV zu verbessern
  • langfristig eine Heilung oder funktionelle Heilung zu erreichen

Viele Ergebnisse siehst du schon im Alltag: sehr wirksame Medikamente, U=U, PrEP und inzwischen auch Spritzen zur Prävention und Behandlung.


Impfstoffe und Antikörper

Gibt es eine HIV Impfung?
Noch immer nein: Es gibt keinen zugelassenen Impfstoff, der zuverlässig vor einer HIV Infektion schützt. Mehrere große Impfstudien mit sogenannten Mosaik Impfstoffen oder Vektor Impfstoffen wurden beendet, weil der Schutz nicht ausgereicht hat.

Trotzdem geht die Arbeit weiter:

  • Breit neutralisierende Antikörper (bNAbs)
    Das sind Antikörper, die im Labor viele unterschiedliche HIV Varianten erkennen und blockieren können. Studien prüfen, ob Infusionen oder Spritzen in größeren Abständen vor einer Ansteckung schützen.
  • mRNA Ansätze
    Ähnlich wie bei COVID 19 Impfstoffen soll mRNA das Immunsystem anleiten, gezielt sehr breite Antikörper gegen HIV zu bilden. Dafür wären mehrere Impfschritte über längere Zeit nötig.
  • Therapeutische Impfungen
    Diese richten sich an Menschen, die bereits mit HIV leben. Ziel ist, das Immunsystem so zu stärken, dass weniger Medikamente nötig wären oder längere Pausen möglich sind. Noch ist das Zukunftsmusik.

Kurz: Es gibt Fortschritte, aber einen Impfstoff für den Alltag gibt es bisher nicht. Deshalb bleiben andere Schutzmethoden wichtig.


Spritze zum Schutz vor HIV (PrEP)

Lange war PrEP nur als Tablette erhältlich. Nun gibt es zusätzlich Langzeit PrEP als Spritze:

  • Lenacapavir ist ein lang wirksamer Wirkstoff, der als subkutane Injektion (Spritze unter die Haut) gegeben wird.
  • Die Europäische Kommission hat Lenacapavir im August 2025 als PrEP zugelassen.
  • Die Spritze wird im Abstand von sechs Monaten verabreicht – also nur zweimal pro Jahr.
  • In großen Studien hat Lenacapavir das Risiko einer HIV Ansteckung fast komplett verhindert.

Wichtig:

  • Die Spritze wirkt nur gegen HIV, nicht gegen andere STIs.
  • Sie ist eine Form der PrEP, keine Impfung und keine Heilung.
  • Ob und wie du sie bekommen kannst, hängt von Zulassung, Kostenübernahme und Angebot in deinem Land bzw. deiner Region ab – HIV Schwerpunktpraxen und Aidshilfen können dich dazu beraten.

Für manche Menschen ist es leichter, sich zweimal im Jahr eine Spritze geben zu lassen, als täglich oder anlassbezogen Tabletten zu nehmen – die HIV Forschung macht hier Prävention alltagstauglicher.


Spritze zur Behandlung von HIV

Auch in der Therapie gibt es inzwischen Spritzen statt täglicher Tabletten:

  • Seit Dezember 2020 ist in der EU eine Langzeittherapie mit Cabotegravir plus Rilpivirin zugelassen (oft als Vocabria plus Rekambys bezeichnet).
  • Die zwei Spritzen werden von medizinischem Personal in den Muskel gegeben – je nach Schema etwa monatlich oder alle zwei Monate.
  • Sie sind für Menschen mit HIV gedacht, deren Viruslast bereits gut eingestellt und nicht nachweisbar ist.

Was bringt das?

  • Keine tägliche Tabletteneinnahme mehr
  • Diskreter, weil zu Hause keine Medikamente herumstehen
  • Für viele ist es leichter, alle ein bis zwei Monate zum Termin zu gehen, als jeden Tag an Tabletten zu denken

Aber auch hier gilt: Die Therapie heilt HIV nicht, sie hält die Viruslast niedrig. U=U bleibt der gleiche Effekt wie bei Tabletten – nur in einer anderen Form.


Heilungsforschung – wie nah sind wir dran?

Immer wieder liest man von Menschen, die nach einer Stammzelltransplantation offenbar kein nachweisbares HIV mehr im Körper hatten („Berlin Patient“, „London Patient“ usw.). Diese Fälle sind wichtig für die Forschung – aber:

  • Die Transplantationen waren lebensrettende Behandlungen wegen Krebs, nicht primär wegen HIV.
  • Sie sind riskant, teuer und nicht als Standardverfahren geeignet.

Aktuelle Ansätze der Heilungsforschung:

  • „Shock and kill“ oder „block and lock“ – ruhende Virenreservoire aktivieren und gezielt zerstören oder so blockieren, dass sie nicht mehr aktiv werden.
  • Kombinationen aus bNAbs, therapeutischen Impfungen und Langzeit Medikamenten.
  • Genetische Verfahren, die Zellen widerstandsfähig gegen HIV machen sollen.

Bisher gibt es keine Methode, die sich sicher, breit und mit vertretbarem Risiko anwenden lässt. Im Alltag bleibt HIV daher eine chronische, aber gut behandelbare Infektion.


Sicher geschützt – schon heute

Auch wenn HIV Forschung noch keinen Impfstoff und keine Heilung für alle gebracht hat, sind die vorhandenen Schutzmöglichkeiten sehr stark:

  • Kondome
    Hoher Schutz vor HIV und vielen anderen STIs. Wichtig sind passende Größe, genug Gleitgel und ein Blick aufs Haltbarkeitsdatum.
  • PrEP Tablette
    Sehr wirksam, wenn sie korrekt eingenommen wird – täglich oder anlassbezogen. Regelmäßige HIV und STI Checks gehören dazu.
  • PrEP Spritze (Lenacapavir)
    eine Injektion alle sechs Monate. Besonders praktisch, wenn du unregelmäßig Sex hast oder Tabletten schwer in den Alltag passen.
  • Schutz durch Therapie (U=U)
    Menschen mit HIV, deren Viruslast unter wirksamer Behandlung nicht nachweisbar ist, geben HIV beim Sex nicht weiter.
  • PEP (Notfallmaßnahme)
    Notfallmedikamente nach einem Risiko (zum Beispiel gerissenes Kondom). Möglichst sofort starten, spätestens innerhalb von 48 Stunden, Einnahme in der Regel 28 Tage.
  • Tests und Beratung
    Regelmäßige HIV und STI Tests bringen Klarheit

FAQ – Häufige Fragen zur HIV Forschung

Was umfasst HIV Forschung konkret?

HIV Forschung beschäftigt sich mit allem rund um HIV: Vorbeugung (PrEP, Impfstoffe, Antikörper), Behandlung (Tabletten, Spritzen, Kombinationen) und Heilung. Ziel ist, Infektionen zu verhindern, Therapien zu vereinfachen und langfristig eine Heilung zu finden.

Gibt es eine HIV Impfung?

Nein. Es gibt verschiedene Impfstoff Kandidaten, aber bisher keinen zugelassenen Impfstoff, der sicher und zuverlässig vor HIV schützt. Deshalb bleiben Kondome, PrEP, U=U und Tests die entscheidenden Schutzmethoden.

Wie gut schützt die PrEP Spritze mit Lenacapavir?

In großen Studien hat Lenacapavir das Risiko einer HIV Infektion sehr stark gesenkt, die Wirksamkeit lag zum Teil nahe bei 100 Prozent. Die Spritze wird nur alle sechs Monate gegeben. Wie bei jeder Methode gibt es trotzdem seltene Durchbrüche – regelmäßige Tests bleiben wichtig.

Was bringt die Spritze zur Behandlung von HIV?

Die Kombination aus Cabotegravir und Rilpivirin hält die Viruslast niedrig, wenn sie regelmäßig gegeben wird. Für geeignete Personen können die Spritzen tägliche Tabletten ersetzen. HIV wird damit gut kontrolliert, aber nicht geheilt.

Kommt eine Heilung oder Impfung „in fünf Jahren“?

Solche Aussagen sind Spekulation. Forschung macht Fortschritte, aber niemand kann seriös ein Datum nennen. Wichtig ist, die heute verfügbaren Schutzmöglichkeiten zu nutzen und die Entwicklungen entspannt im Blick zu behalten.

Mehr zum Thema HIV

Blogbeiträge rund um HIV und Aids

Spannende Artikel und Stimmen aus der Community: Erfahre mehr über den Alltag mit HIV, Präventionsmethoden und persönliche Erfahrungen.

Materialien zum Informieren und Teilen

Hier findest du verschiedene Materialien zu HIV, Aids und queerer Gesundheit – digital oder gedruckt, zum Lesen, Anschauen und Weitergeben.

HIV und Arbeit

In dem ca. einstündigen Kurs wird aktuelles Wissen zu HIV…

HIV / Aids, Hepatitis und Geschlechtskrankheiten

Basisinformationen zu Übertragung, Schutz, Diagnostik, Behandlung | 2023 „HIV/Aids, Hepatitis und Geschlechtskrankheiten“…

Du brauchst jemanden zum Reden?

Ob akut oder einfach zur Orientierung – manchmal hilft es, mit jemandem vertraulich zu sprechen.
Nutze den Gay Health Chat – der Button rechts unten begleitet dich auf der Seite. Dort bekommst du anonym und kostenlos:

• Persönliche Live-Beratung im Chat
• Hilfe per Mail oder Telefon
• Infos zu Gesundheit, Recht, Alltag und mehr