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Weiterhin kein Anstieg bei den HIV-Neuinfektionen

… auch bei den schwulen Männern nicht. Robert-Koch-Institut: Syphilis erhöht HIV-Risiko

… auch bei den schwulen Männern nicht. Robert-Koch-Institut: Andere sexuell übertragbare Infektionen erhöhen das HIV-Risiko

Foto: S.Hofschlaeger/www.pixelio.de

Die Zahl der HIV-Neuinfektionen ist in diesem Jahr – wie schon 2009 – stabil geblieben. Insgesamt infizierten sich rund 3.000 Menschen, davon 2.200 (73 Prozent) Männer, die Sex mit Männern haben. Das hat heute das Robert-Koch-Institut mitgeteilt. Rund 760 Menschen erkrankten nach dieser Schätzung in diesem Jahr an Aids, 550 starben an den Folgen.

Dank der guten HIV-Therapien, die mittlerweile zur Verfügung stehen, leben HIV-Infizierte heute sehr viel länger mit dem Virus als früher. Darum steigt die Zahl der Menschen mit HIV in Deutschland: Rund 70.000 sind es zurzeit. Gut drei Viertel wissen von ihrer Infektion – die anderen haben noch kein positives Testergebnis erhalten.

Erstmals gab das Robert-Koch-Institut auch bekannt, wie viele Positive HIV-Medikamente nehmen. Es sind schätzungsweise 40.000, also ungefähr 75 Prozent von denen, die über ihre Infektion Bescheid wissen. Mit einer HIV-Therapie wird normalerweise nicht gleich nach der HIV-Diagnose begonnen, sondern erst, wenn bestimmte Blutwerte (Viruslast, Helferzellen) eine kritische Grenze überschreiten.

Das Robert-Koch-Institut beschäftigt sich in seiner Pressemitteilung außerdem noch einmal mit der Frage, warum die Infektionszahlen bei schwulen Männern bis 2007 angestiegen sind. Einer der Gründe: andere sexuell übertragbare Infektionen, vor allem die Syphilis. Weil sie Entzündungen verursachen, erhöhen sie sowohl das Risiko, HIV weiterzugeben als auch die Gefahr sich zu infizieren. Denn wo Entzündungen sind, sammeln sich bei HIV-Positiven besonders viele HIV-infizierte Zellen. Bei Negativen kann HIV durch bestimmte Zellen, die von Entzündungen angezogen werden, leichter in den Körper eindringen.

Die anderen sexuell übertragbaren Infektionen haben im genannten Zeitraum ebenfalls zugenommen. Auch hier nennt das RKI einen wichtigen Grund: Manche Männer lassen die Kondome weg, wenn sie glauben, dass ihr Partner den gleichen HIV-Status haben wie sie selbst. Das kann einerseits schief gehen, denn nicht immer liegt man mit seiner Einschätzung bezüglich HIV richtig. Zugleich können ohne Kondome andere Infektionen leichter übertragen werden. (Mehr Informationen zu diesem Thema findest du auf unseren Seiten über Safer Sex unter „Mythen und Fakten“ sowie im Bereich über sexuell übertragbare Infektionen.)

Zurück zu den HIV-Neuinfektionen 2010: Die restlichen Übertragungen erfolgten durch heterosexuelle Kontakte (19 Prozent, 580 Fälle) und durch gemeinsam benutzte Spritzen beim Injizieren von Drogen (5,7 Prozent, 170 Fälle).

(Holger Wicht)

Pressmitteilung des Robert-Koch-Instituts

Epidemiologisches Bulletin, Nummer 46 vom 22.11.2010

Bericht auf aidshilfe.de